Seite:OberamtCalw 200.jpg

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Der Rindviehstand ist ziemlich beträchtlich und wird durch einige Farren, wofür die Farrenhalter entschädigt werden, nachgezüchtet; es wird Handel mit Vieh, namentlich mit Zugvieh (Ochsen) getrieben. Die Stallfütterung ist nur für das Melk- und Mastvieh eingeführt, während das übrige Vieh noch auf die Weide kommt.

Von Gewerben sind nur 2 Schildwirthschaften und eine Krämerei zu nennen.

Die Gemeinde besitzt nach Abzug der Wege 588 Morgen 43,4 Ruthen Waldungen, die jährlich 350 Klafter ertragen; das gewonnene Reisach wird nie zu Wellen aufgebunden, sondern überhaupt an die Bürger abgegeben. Von dem Holzertrag erhält überdieß jeder Bürger ein Klafter Scheiter und für 21/2 Klafter den Preis des Langholzes; der Rest des Klafter- und Langholzes wird im Aufstreich verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 3000 fl. sichert.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.

Von den beiden zu der Gemeinde gehörigen Mühlen ist die Rehmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und 1/4 Stunde südlich von Hünerberg im kleinen Enzthal die Kälber-Sägmühle 3/4 Stunden westlich von Meistern im großen Enzthal gelegen.

Oberhalb der Rehmühle stand auf einem Bergvorsprung die Burg Fautsberg, häufig auch Vogtsberg genannt, von der noch, außer dem Rumpf eines viereckigen, etwa 40′ hohen Thurms an der Nordseite, die Umfassungsmauern auf 3 Seiten vorhanden sind. Auch ist der Graben, welcher die Burg auf der von Natur leicht zugänglichen Westseite schützte, noch sichtbar. Diese Ruine ist Eigenthum des gegenwärtigen Besitzers der Rehmühle, Johann Georg Rentschler.

Auf Vogtsberg (Fautsberg) saß ein nach dieser Burg sich nennendes Dienstmannengeschlecht, zu dessen Herrschaft Aichelberg, Aichhalden, Hofstett, Hünerberg, Meistern, Neuweiler und Wenden (dieses O.A. Nagold) gehörten. Der Name Vogtsberg kommt her von Vogt oder Faut d. i. advocatus. Es erscheinen 1276 Hugo de Vogetesberg (Mone Zeitschr. 1, 492), 1288 Juli 4. Hainricus advocatus de Voitesberg, Hugo filius suus als Zeugen in einer Urkunde Graf Burkhards von Hohenberg für das Kloster Reuthin, 1301 Juli 12. Hug und Heinrich von Voudesberc gleichfalls in einer Urkunde des Klosters Reuthin, an welches der letztere den 12. Oct. 1312 den Wald Grashart veräußerte.

Am 1. Februar 1323 verkauften die Gebrüder Heinrich, Berhtolt,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)