Seite:OberamtCalw 205.jpg

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Um die Kirche liegt der ehemalige, im Jahr 1839 aufgegebene Begräbnißplatz, dessen hohe und feste Ringmauer erst in neuerer Zeit namhaft abgetragen und erniedrigt wurde; ein neuer Begräbnißplatz ist am östlichen Ende des Dorfs angelegt und ummauert worden. Das von dem Staat zu unterhaltende Pfarrhaus nebst Öconomiegebäuden, Garten und Hof hat eine angenehme Lage an der Hauptstraße zunächst der Kirche.

Das ansehnliche, im Jahr 1827 neu erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein öffentliches Waschhaus, an welches im Jahr 1838 ein Backhaus angebaut wurde, besteht schon längst. Ein Schafhaus steht am westlichen Ende des Dorfes.

Der Ort erhält aus 6 Pumpbrunnen gutes Trinkwasser, das auch in trockenen Sommern nicht nachläßt; überdieß befinden sich ganz in der Nähe des Orts reichlich fließende Quellen, von denen das sog. Kettenbrünnle das beste, häufig von Kranken gesuchte Wasser liefert. Der Ursprung der Aid oder des Aischbachs soll etwas hartes Wasser führen. Oberhalb des Aidursprungs befinden sich mehrere periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen), die öfters so stark fließen, daß sie eine Mühle in Bewegung setzen könnten.

Die mittelgroße, durchaus unebene, hügelige Markung hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, nicht tiefgründigen, meist steinigen Boden, der theils aus den Verwitterungen des Hauptmuschelkalks und im südwestlichen Theil der Markung aus den Zersetzungen des Lettenkohlendolomits besteht; in den Thälern und an den Ausläufern der Hügel lagert theils ein kalter, sog. Malmboden, theils ein fruchtbarer Lehm- und Alluvialboden.

Das Klima ist ziemlich mild und die Luft gesund; Frühlingsfröste schaden zuweilen dem Obst und den feineren Gewächsen; Hagelschlag kommt häufiger vor als in dem nahe gelegenen Deckenpfronn. Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich wohlgebaute, gesunde Leute, die sich häufig eines hohen Alters erfreuen und selten von epidemischen Krankheiten heimgesucht werden; in sittlicher Beziehung vereinigen sie mit einem großen Fleiß einen geordneten, friedfertigen Lebenswandel und religiösen Sinn. Ihre Nahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht und ihre Vermögensumstände gehören im Allgemeinen zu den günstigen, indem der Mittelstand vorherrscht und gegenwärtig nicht Eine Familie der Gemeindeunterstützung bedarf. Der vermöglichste Bürger besitzt 42 Morgen Güter und der sog. Mittelmann etwa 18 Morgen; auch der Unbemitteltste hat noch einigen Grundbesitz. Gantungen gehören zu den Seltenheiten. Die

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)