Seite:OberamtCalw 211.jpg

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Die Schafzucht ist nicht unbeträchtlich; ein Ortsschäfer, der theilweise auch Schafe von Bürgern hütet, läßt im Vorsommer 300, im Nachsommer 500 Halbbastarde auf der Brach- und Stoppelweide laufen, und entrichtet hiefür der Gemeinde einen jährlichen Pacht von 325 fl.; überdieß trägt die Pferchnutzung etwa 550 fl. ein.

Die Zucht der Schweine ist bedeutend; es werden weit mehr Ferkel nach Außen verkauft als eingeführt. Ein halb englischer Eber ist vorhanden.

Die Bienenzucht ist von keinem Belang, dagegen wird ziemlich Geflügel, namentlich Hühner gehalten und mit Eiern und jungen Hühnern ein lebhafter Handel nach Calw betrieben.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet und eine Gemeindeschadensumlage bis jetzt nicht nöthig geworden; außer den Einnahmen aus Wald und Weide sind noch etwa 5000 fl. Kapitalien und 56 Mrg. Gemeindegüter vorhanden, welch’ letztere zum größern Theil den Bürgern unentgeldlich zur Benützung überlassen werden, während der kleinere 123 fl. der Gemeindekasse jährlich einträgt. Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.

Eine von Heslach herkommende Römerstraße führt westlich am Ort vorüber und unter den Benennungen „Hochsträß, Heerstraße“ nach Althengstett etc.; unfern derselben, etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort befindet sich der sog. Hohwiel, ein künstlicher Hügel, der ohne Zweifel zur Überwachung der Straße aufgeworfen wurde. Eine zweite römische Straße führt unter dem Namen alte Straße von Herrenberg her und scheint in die erstere 1/4 Stunde nördlich vom Ort auf der Flur Hörtringen eingelaufen zu sein.

Der Ort, dessen Name „Pfründe des Dechanten“ bedeutet, wurde um 830 sammt der Kirche an das Kloster Hirschau vergabt von dem Grafen Erlafried, einem Ahnherrn der späteren Grafen von Calw (nach weit späterer Aufzeichnung im Cod. Hirsaug. 25a). Als im 11. Jahrhundert das genannte Kloster nach langem Zerfall durch den Grafen Adelbert von Calw wieder neu gestiftet wurde, fiel ihm auch der hiesige Besitz wieder zu; in einer Urkunde vom 9. Oct. 1075, worin K. Heinrich IV. diese Wiederherstellung des Klosters bestätigt, erscheint sonach auch „Deggenphrum“ (Wirt. Urk.-Buch 1, 279), und ist dieß die früheste gleichzeitig erhaltene Nennung des Ortes. Im J. 1260 kommt vor Heinricus de Teckenphrvn (Mone Zeitschr. 1, 248), im J. 1268 ein Decan von Tekkemphrunde (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 30).

Der Ort kam mit Calw an Württemberg und zahlte 22 Pfund Heller Jahressteuer auf Martini (Reyscher Stat. Rechte 608).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)