Seite:OberamtCalw 235.jpg

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Von den Parcellen der Gemeinde Hirschau ist

1) die Altburger Sägmühle, 1/2 Stunde westlich von dem Mutterort an dem Schweinbach gelegen, im J. 1745 von Altburg hinweg hieher eingepfarrt; sie hat als Sägmühle, als welche sie im vorigen Jahrhundert von Angehörigen des Dorfes Altburg errichtet war, längst aufgehört und ist nun zu einer Bleiche eingerichtet.

2) Ernstmühl, Weiler, liegt im Nagoldthale, 1/4 Stunde unterhalb Hirschau an der Landstraße nach Pforzheim, und zwar so weit es zu Hirschau gehöriger Weiler ist, auf der linken Nagoldseite (vgl. oben Ernstmühl, Dorf), der Ort besteht aus einer großartigen mechanischen Wollspinnerei in einem sechsstockigen Gebäude und einem weitern Haus, welches der Geschäftsführer der Fabrik bewohnt, einer Schildwirthschaft und einigen Wohnungen für Taglöhner und Fabrikarbeiter. Ein laufender Brunnen liefert gutes Trinkwasser.

Die Einwohner, welche in die Kirche und Schule nach Hirschau gehören, finden, neben ganz unbedeutendem Feldbau, ihre Hauptnahrungsquellen in Fabrikarbeiten und Taglohnen. Die Wollspinnerei ist von Dörtenbach und Schauber in Calw erbaut und nun mit Schill und Wagner dorten vereinigt; sie beschäftigt etwa 60 Personen, welche den Tuchmachern in Calw und der Umgegend Kundenarbeiten fertigen.

Zu dem Weiler gehört die Kollbach-Sägmühle, welche 1/4 Stunde unterhalb desselben an der Einmündung des Kollbachs in die Nagold liegt.

3) Lützenhardt, Hof, liegt auf der Hochebene zwischen dem Schweinbach- und dem Kollbachthal 1/2 Stunde nordwestlich von dem Mutterort. „Lützenhardt“ wird schon im 9. Jahrhundert unter den damaligen Widemsgütern des Klosters Hirschau genannt und im Jahr 1075 als „Lutzelenhart“ unter denjenigen Besitzungen, welche demselben Kloster zurückgegeben wurden. Abt Blasius von Hirschau 1484–1503 baute hier Haus, Scheuer und Stall.

Der Hof ist Eigenthum des Staats und besteht aus einem freundlichen Wohnhause und einem ansehnlichen Ökonomiegebäude, nebst 76 Mrg. Äcker, 22 Mrg. Wiesen, 46/8 Mrg. Gras- und Baumgärten, 205/8 Mrg. Weide mit Gras (in neuerer Zeit größtentheils kulturfähig gemacht), 2 Mrg. 1/2 Viertel öde Felder und 1 Mrg. 31/4 Wege. Das Gut wird von dem dermaligen Pächter Schütz, welcher auch einen sehr schönen Viehstand aufgestellt hat, in 7 Rotationen rationell bewirthschaftet und zwar: 1) reine Brache (gedüngt), 2) Reps, 3) Winterfrucht, 4) Hackfrucht (gedüngt), 5) Winterfrucht mit Kleeeinsaat, 6) Klee und 7) Hafer.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)