Seite:OberamtCalw 257.jpg

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Vorstadt, der andere Theil des Orts, in welchem sich neben anderen älteren Gebäuden auch die Kirche befindet, lehnt sich an die östliche und nördliche Seite des Städtchens an und lagert sich einerseits an dem Ausläufer des Schloßberges und in der Nagoldthalebene, andererseits in dem Längenbachthälchen und an den Gehängen gegen dasselbe.

Die Ortsstraßen sind gepflastert.

Von öffentlichen, dem Staat gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

Die Pfarrkirche, welche erhöht im östlichen Theile der Vorstadt, innerhalb des ummauerten, 2 Morgen großen Begräbnißplatzes liegt; für ihr hohes Alter zeugt ein an dem Langhaus befindliches, aus romanischer Periode stammendes, rundbogiges Fensterchen, sie erlitt aber im Lauf der Zeit mehrfache Veränderungen und im Jahr 1855 eine neue Verblendung. Indessen hat sich der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor in seiner frühgermanischen Bauweise noch erhalten. Der Thurm ist in seinen unteren Theilen sehr alt und mit einem Zeltdach, aus dem eine sogen. Laterne emporwächst, gedeckt; auf demselben hängen zwei Glocken, von denen die größere folgende Umschrift trägt: Mathäus, Johannes, Marcus, Lucas. Anno domini 1457. Die kleinere ist von Heinrich Ludwig Goßmann in Magstatt gegossen worden. Das Innere des Langhauses enthält einen germanisch gehaltenen Taufstein; ein spitzer Triumphbogen führt von dem Schiff in den Chor, in welchem noch gut geschnittene, leider verdorbene Chorstühle stehen. In der Sacristei, deren Gewölbeschlußstein die Ebersteinische Rose enthält, wird noch ein sehr alter gestickter Teppich, auf dem die Anbetung Christi dargestellt ist, aufbewahrt.

Das innerhalb des Begräbnißplatzes stehende, sehr ansehnliche Schulhaus, enthält außer 2 geräumigen Lehrzimmern auch die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das Stadtpfarreigebäude liegt an der Hauptstraße in der Vorstadt und befindet sich in gutem wohnlichen Zustande.

Das ehemalige, innerhalb des eigentlichen Städtchens gelegene Oberamteigebäude enthält gegenwärtig die Wohnungen des Diacons und des Revierförsters.

Im Eigenthum der Gemeinde sind folgende Gebäude:

Das im Jahr 1533 erbaute, noch ziemlich gut erhaltene Rathhaus, ferner ein öffentliches Schlachthaus, ein Waschhaus, das übrigens nicht benützt wird und ein Arrestlokal mit dem Stations- und Ortsgefängniß, der Criminalthurm genannt, welcher ursprünglich ein Thurm an der Stadtmauer war.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)