Seite:OberamtCalw 265.jpg

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auch urkundlich vor im Jahr 1359 (Mone Zeitschr. 8, 329. 330, vgl. 450), jedoch blos in friedlichen Beziehungen. 1

Als die Söhne des Markgrafen Karl II. von Baden theilten, kam Liebenzell an den ältesten derselben, den Markgrafen Ernst Friedrich, welcher es mit Altensteig 1596 dem Herzog Friedrich I. zum Verkauf anbot. Dieser war auch gleich bereit, beide ihm wohlgelegene Ämter zu kaufen, aber er wollte verschiedene in Baden gelegene Güter mit in den Kauf geben. Dieses waren außer Rodt unter Rieppur lauter ehemalige Klostergüter; die Kellereien Malsch und Langensteinbach, mit den Orten: Auerbach, Dietenhausen, Ittersbach, Spielberg und der Obermutschelbacher Markung, die Pflege Ottersweier und Weingarten. Dadurch entstanden Schwierigkeiten, weil der Markgraf die Klostergüter nicht annehmen wollte, aus Furcht, man möchte ihn einmal zur Wiederherausgabe zwingen. Beinahe wäre hiedurch der Handel wieder rückgängig geworden, wenn sich der Herzog nicht zur Erhöhung des Kaufpreises und zu einer Sicherheitsleistung wegen obiger Güter verstanden hätte. Neue Verzögerungen machte der Anschlag der zu verkaufenden und vertauschenden Besitzungen, da jeder Theil sie zum höchstmöglichen Werthe anzubringen suchte. Erst am 20. Dezember 1603 wurde daher der Kauf- und Tauschvertrag ganz fertig. Als Gründe des Kaufs und Tausches werden hier die „Irrungen und Mißverständnisse“ angegeben, welche wegen dieser Besitzungen zwischen Württemberg und Baden lang geherrscht hätten, dadurch aber nun abgeschnitten seien. Herzog Friedrich hatte neben den obengenannten Gütern noch 481.762 fl. 50 kr. zu zahlen, dafür erhielt er die beiden Ämter Altensteig und Liebenzell als freies Eigenthum, mit aller Obrigkeit, hoher und niederer Gerichtsbarkeit, dem Forst- und Wildbann, der forstlichen Obrigkeit, der Reise und Folge, allen Regalien, Geleite, Zoll, Umgeld, Steuern, Frohndiensten und andern Dienstbarkeiten, mit allem Zugehör, mit Leibeigenen, Leibeigenschaftsrechten und Abgaben. Als Bestandtheile des Amts Liebenzell sind angegeben Stadt und Burgstall Liebenzell mit der Pfarr-, Schul- und Amtsbehausung und den dazu gehörigen Stadeln und Scheunen, wie sie mit der Mauer umfangen sind, nebst der Vorstadt, den Wirthschaften, Läden, Kramläden und Häusern, an was Orten und Enden sie von der Stadt gebaut stehen, die Orte: Dennjächt, Ernstmühl, Monakam, Unter-Haugstett und Unter-Reichenbach (im jetzigen O.A. Calw), Beinberg, Bieselsberg, Igelsloch, Maisenbach, Ober- und Unter-Lengenhardt, Schönberg, Schwarzenberg und Unter-Kollbach (im jetzigen O.A. Neuenbürg). Am Schluß verpflichtete sich Herzog Friedrich zur Übernahme der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)