Seite:OberamtCalw 282.jpg

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von dem Anfang des 16. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Außerhalb der Stadtmauren stehen nur einzelne Gebäude aus neuerer Zeit.

Die unregelmäßig angelegten Ortsstraßen sind nicht besonders breit und größtentheils gepflastert. Es sind 3 öffentliche Plätze vorhanden: 1) der beinahe in der Mitte der Stadt gelegene Marktplatz, auf dem das Rathhaus steht; 2) der Kirchplatz vor der Pfarrkirche im südlichen Theil des Orts und 3) der Brunnenplatz am südwestlichen Orts-Ende.

Eine besondere Zierde sind mehrere schönwüchsige Linden, die an freundlichen Punkten außerhalb der Stadtmauern stehen.

Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen: 1) die Pfarrkirche, welche im Jahr 1683 wegen Baufälligkeit mit bedeutendem Kostenaufwand verbessert werden mußte; bei dieser Veranlassung hat ohne Zweifel das Langhaus seinen ursprünglich germanischen Styl verloren, von dem sich nur noch der spitzbogige mit reichen Ornamenten geschmückte Doppeleingang an der westlichen Giebelseite erhalten hat. Auch der Chor ist in germanischem Geschmack gehalten und mit schönen Strebepfeilern versehen, auf deren Spitzen Giebelblumen angebracht sind und die überdieß in den untern Theilen Halbfialen mit doppelten Giebelblumen darstellen. An der nördlichen Seite des Chors erhebt sich der viereckigte, etwa 50′ hohe Thurm, der weit älter als die Kirche ist und dessen ursprünglicher rundbogiger Eingang sich 20′ über der Erdfläche befindet. Auf demselben hängen 3 Glocken, von denen die größte 1438 und die mittlere 1735 gegossen wurde; die kleinste hat eine sehr alte unleserliche Umschrift.

Das Innere des Langhauses ist geschmacklos, während den Chor ein schönes Kreuzgewölbe deckt, dessen scharfe Gurten von Consolen ausgehen, die Fratzengesichter und einen Engel vorstellen. Die beiden Gewölbeschlußsteine enthalten die Symbole der Evangelisten Johannes und Lukas. In dem Chor befindet sich auch eine im germanischen Geschmack schön gearbeitete Wandnische, in der ohne Zweifel früher ein Gemälde oder ein Schnitzwerk aufgestellt war. Die Kirche enthält mehrere Grabdenkmale der Familie Grückler, namentlich eines Pfarrherrn Grückler, der 46 Jahre Pfarrer in Neu-Bulach war und 1570 starb. An den Unterhaltungskosten der Kirche haben die Gemeindepflege Neu-Bulach 2/5, die Stiftungspflege Neu-Bulach 1/5 und die Filialorte 2/5 zu tragen: der Neubau der Kirche soll dem Staat obliegen.

Der schön angelegte, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)