Seite:OberamtCalw 297.jpg

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Wegen des rauhen Klima’s und der kalten Nebel, welche sich häufig in dem Thale einstellen, gedeiht das Obst nur in ganz günstigen Jahrgängen und reicht auch dann nicht für das örtliche Bedürfniß; es werden nur späte Mostsorten, namentlich Knausbirnen gezogen. Die Zwetschgen- und Kirschenbäume tragen höchst selten Früchte.

Der aus einer Landrace bestehende Rindviehstand ist ziemlich ausgedehnt und erlaubt einen lebhaften Handel mit Zug- und Melkvieh; Butter wird viel nach Wildbad abgesetzt. Die Stallfütterung ist eingeführt und nur das Jungvieh kommt noch auf die Weide.

Auf der Schafweide lassen die Ortsbürger ungefähr 100 Stück Landschafe laufen, wofür sie kein Pachtgeld zu entrichten haben.

Die Zucht der Schweine ist ziemlich gut, übrigens werden immer mehr Ferkel erkauft, als selbst gezogen.

Die Gemeinde besitzt 1560 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag von 260 Klaftern größtentheils verkauft und der Erlös für Gemeindezwecke verwendet wird.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.; über das alte Amt Neuweiler s. Vogtsberg bei Bergorte.

Eine alte Straße, die alte Weinstraße genannt, kommt von Altensteig her über Berneck, Gaugenwald, Zwerenberg nach Neuweiler und führt von da über Ober-Kollwangen in die alte Calwer Straße, welche an Hofstett vorüber nach Oberweiler zieht.

Zu der Gemeinde gehört Hofstett, ein aus 6 Bauernhöfen bestehender Weiler, 1/4 Stunde nordwestlich von dem Mutterort, unfern der Vicinalstraße von Würzbach nach Simmersfeld gelegen.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind die gleichen wie im Mutterort.

Allhier war ursprünglich ein herzogliches Jagdschloß, besonders wegen der Auerhahnenfalz; solches wurde in die Försterwohnung umgewandelt, da hier ein Revierförster seinen Sitz hat.


Ober-Haugstett,
Gemeinde III. Kl., Dorf, mit 457 Einw., wor. 2 Kath. – Pfarrfilial von Neu-Bulach; die Kath. sind nach Dätzingen, O.A. Böblingen, eingepfarrt.


Der mittelgroße, an 2 sich kreuzenden Straßen hingebaute Ort liegt 21/4 Stunden südwestlich von Calw und 1/4 Stunde südwestlich von dem Mutterort, in einer muldenförmigen, wiesenreichen Vertiefung auf der Hochfläche zwischen dem Nagold- und dem Teinach-Thale. Durch Vicinalstraßen nach Neu-Bulach, Martinsmoos und Warth, von welch letzterer eine weitere nach Calw abgeht, ist dem Ort sein Verkehr mit der Umgegend hinreichend gesichert. Die im

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)