Seite:OberamtCalw 331.jpg

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Eine Zehntscheuer hat im Jahr 1847 die Gemeinde vom Staat um 1000 fl. erkauft und zu einer Schafscheuer eingerichtet.

Am westlichen Ende des Orts, an der Straße nach Calw, steht das im Jahr 1852/53 massiv erbaute freundliche Forsthaus, das der Förster des Reviers Stammheim bewohnt.

Unfern des Försterhauses befindet sich ein ansehnliches Gebäude, das im Jahr 1827 für die auf Veranlassung des damaligen Ortspfarrers v. Handel errichtete Kinderrettungs-Anstalt mit Beiträgen von Privaten aus Calw und der Umgegend erbaut wurde. Diese wohlthätige Anstalt, welche durch Stiftungen und Geschenke allmälig einen Fonds von etwa 1200 fl. erhielt, beherbergt gegenwärtig 60 Kinder, die größtentheils nicht nur Kost, Kleidung und Wohnung, sondern auch geregelten Unterricht unentgeldlich erhalten. Von den im 14. Lebensjahre aus der Anstalt tretenden Kindern werden die Knaben bei irgend einem Gewerbe, und die Mädchen bei geordneten Familien untergebracht. Außer dem gewöhnlichen Schulunterricht erhalten die Zöglinge Anleitung in der Landwirthschaft auf den zu der Anstalt gehörigen 6 Morgen Äcker, 2 Morg. Gärten und 3 Morg. Wiesen; einzelne Knaben werden auch in Buchbinderarbeiten unterrichtet und arbeiten für die Vereinsbuchhandlung in Calw. Die Einnahmen der Anstalt betrugen im Jahr 1856 3259 fl. 14 kr. Die Ausgaben 3413 fl. 7 kr. Die Anstalt leitet ein Comité, an dessen Spitze Dr. v. Barth in Calw steht. Die öconomische Aufsicht steht unter der Wittwe des verst. Ortsgeistlichen v. Handel.

Am östlichen Ende des Orts steht die ehemalige, jetzt in eine Privatwohnung umgewandelte Burg [1]; von derselben sind außer dem rings herum führenden Burggraben, welcher früher mit Wasser gefüllt war, auch die festen, gegen 5′ dicken Ringmauern, mit Ausnahme der südöstlichen Seite, noch erhalten; an der Stelle der früheren Zugbrücke führt nun über den Burggraben eine steinerne Brücke zu dem spitzbogigen Eingang in den ehemaligen Burghof. Die Burg diente, nachdem sie aufgehört hatte, adeliger Sitz zu sein, dem Forstknecht (Förster) als Wohnung und wurde im Jahr 1765 von dem herzoglichen Kirchenrath an einen Bürger vom Ort um 7500 fl. verkauft.

Gutes, nie versiegendes Wasser liefern 9 laufende Brennen, von denen 7 aus dem sog. wagenden Brunnen, welcher 1/4 Stunde nördlich


  1. Abt Blasius von Hirschau hatte im Jahr 1491 in castello Stamheim novam domum bauen lassen. Trithem. ann. Hirsaug. 2, 545.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)