Seite:OberamtCalw 342.jpg

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Die Erhebung des Orts über die Meeresfläche beträgt am Eingang in die Kirche 1360 Württ. F. = 1199 Par. F. und die Entfernung von der nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt auf dem nächsten Wege über Zavelstein 5/4 Stunden, auf der Landstraße dem Teinach- und Nagold-Thale entlang 2 Stunden. Der Mutterort Zavelstein liegt 1/4 Stunde nördlich von Teinach auf einem vorspringenden Bergrücken, auf dessen äußerster Spitze die großartigen Ruinen der Burg Zavelstein sich erheben[1].

Zwischen den Ortsmarkungen von Sommenhardt, Liebelsberg, Emberg und Zavelstein eingezwängt hatte Teinach bis zum Jahr 1818 keine ordentliche Markung; es war zunächst ein Bestandtheil von Zavelstein, mit dem es jetzt noch kirchlich vereinigt ist, und wohin auch die Verstorbenen beerdigt werden.

Teinach ist der Sitz eines Amtsnotars, welcher dermalen zugleich die Stelle eines Schultheißen versieht; auch wohnen hier ein praktischer Arzt und ein Wundarzt.

Außer der Brunnen- und Badanstalt besteht der Ort meist aus kleinen, mit steinernen Unterstöcken erbauten Wohnungen, die sich an den schmalen, vielfältig gekrümmten Ortswegen unregelmäßig lagern. Nur in der Nähe der Kirche und der Badgebäude erweitert sich die von Calw herführende Straße zu einem freien, ziemlich langen Platz, der von stattlichen Gebäuden umgeben ist und zwar in der Richtung von Osten nach Westen auf der linken Seite, von der Kirche, dem K. Palais und dem Brunnenhaus; auf der rechten Seite steht das Marstallgebäude, das Wirthshaus zum Hirsch und das kürzlich von dem Hirschwirt (Ulrich Mayer) zugekaufte ehemals Firnhaber’sche Haus, der neue Bau und das Badhaus. Im Westen schließt das große Badwirthschaftsgebäude den Platz ab und breitet sich mit seiner Fronte quer über denselben, während unter dem linken Gebäudeflügel eine Durchfahrt, zugleich Vicinalweg nach Breitenberg etc. geöffnet ist. Sämmtliche, auf 3 Seiten den Platz umschließende Gebäude sind durch bedeckte Gänge verbunden, so daß man von dem Marstall um den ganzen Platz herum bis zu der Kirche trockenen Fußes und geschützt gelangen kann, was bei ungünstiger Witterung eine große Annehmlichkeit für die Kurgäste ist. Auch die hinter dem K. Palais stehende sog. Lauberhütte ist mittelst eines


  1. Vergl. die neuerlich durch Hauptmann Bach aufgenommene hier beiliegende Ansicht; eine ältere Ansicht von Teinach und Zavelstein enthält Merians Topogr. Sueviae. 1643.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)