Seite:OberamtCalw 347.jpg

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Sauerbrunnen, Bädern nebst zugehörigen Gütern, Wiesen, Gärten, Parkanlagen etc. sind von der Staatsfinanzverwaltung in einem Gesammtpacht auf eine bestimmte Reihe von Jahren verliehen; der gegenwärtige Pächter ist Dr. Zipperlen von Stuttgart, welcher sich auch der Leitung der Kaltwasserheilanstalt widmet. Über die Kurzeit wird jedoch gewöhnlich von Staatswegen ein eigener Badarzt aufgestellt; auch hat der Oberamtsarzt von Calw von Amtswegen die Heilanstalten in Teinach überhaupt zu beaufsichtigen. – Zur Unterkunft für Badgäste dient auch der Gasthof zum Hirsch mit Bierbrauerei, ein gut erhaltenes Privatgebäude, das zwar eine weniger glänzende Einrichtung als die Badwirthschaft hat, jedoch von Kurgästen und Reisenden viel besucht wird.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und die Luft ist frisch, erquickend und wegen der balsamischen Ausdünstung der nahe gelegenen, weit gedehnten Waldungen stärkend; sie stagnirt nie und ist dabei in beständig sanfter Bewegung, während die Berge vor heftigen Stürmen schützen. Den Sommer über herrscht meist eine gemäßigte Wärme, gegen Ende des Sommers aber sind die Morgen und Abende häufig kühl.

Der ziemlich fruchtbare Boden besteht an den Abhängen aus den Zersetzungen des bunten Sandsteins, in der Thalebene aber aus Alluvialgebilden (Humus, Sand, Gerölle etc.), welche sich über dem bunten Sandstein hier abgelagert haben, was die angestellten Bohrversuche hinlänglich bekundeten.

Die Ortsmarkung ist sehr klein, einschließlich des Gebäudeareals nur 601/8 Morgen, wovon ein großer Theil in Staatseigenthum steht.

Auch das Fischrecht in der Teinach, welche gute Forellen liefert, gehört dem Staat und ist an einen Fischer verpachtet.

Die Landwirthschaft beschränkt sich auf den Wiesenbau und den Anbau von Kartoffeln, etwas Hafer und Roggen. In Gärten und Ländern werden die gewöhnlichen Gemüse gezogen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 120–200 fl. und die eines Morgens Wiese von 600–800 fl. Die Brodfrüchte müssen von Außen bezogen werden.

Die Obstzucht, welche sich meist mit späten Sorten, wie Luiken, Zipperlesäpfeln, Bratbirnen, Knausbirnen etc. beschäftigt, ist verhältnißmäßig nicht unbeträchtlich und liefert gewöhnlich guten Ertrag.

Der vorzugsweise aus einer rothen Landrace bestehende Rindviehstand ist nicht von der Ausdehnung, daß derselbe die Haltung eigener Zuchtstiere bedingen würde, die Kühe werden daher zu den Farren der Nachbarorte geführt. Auch der Handel mit Vieh ist von

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)