Seite:OberamtCalw 348.jpg

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keinem Belang, dagegen ist der Milchverkauf in die Badanstalt beträchtlich. Ziegen werden ziemlich gehalten und zur Badezeit auch Molken bereitet. Ebenso ist die Bienenzucht neuerlich im Zunehmen.

Durch Vicinalstraßen nach Zavelstein, Röthenbach, Ober-Kollwangen und thalabwärts zu der Nagoldstraße ist Teinach mit der Umgegend hinlänglich in Verbindung gesetzt.

Sowie die Einwohner, mit wenigen Ausnahmen, ziemlich unbemittelt, zum Theil arm sind, indem Mehrere Unterstützung aus der Gemeindekasse genießen, so besitzt auch die Gemeindepflege außer 12 Morgen Waldungen, die auf Sommenhardter Markung liegen, kein Vermögen, daher die jährliche Gemeindeschadensumlage, zu welcher übrigens der Staat von seinen hiesigen Besitzungen erheblich beizutragen hat, sehr bedeutend ist. Die Stiftungspflege besitzt ein kleines Kapitalvermögen und participirt an einer Stiftung der Königin Mathilde von Württemberg, welche in den Jahren 1818–28 mehreremal Teinach besuchte und in ihrem Testament verordnete, daß jährlich die Summe von 200 fl. der Gemeinde Teinach zukommen solle, wovon 150 fl. zur Vertheilung an die Ortsarmen und 50 fl. zur Abhaltung des Jacobifestes bestimmt sind. Außer dieser Stiftung besteht noch eine weitere von Herzog Eberhard III., welcher unterm 1. Juli 1674 ein Kapital von 1000 fl. mit der Verordnung stiftete, daß aus den Zinsen desselben alljährlich 250 Bäder an unbemittelte Kurgäste in Teinach nach dem Ermessen des gemeinschaftlichen Oberamts Calw verabreicht werden sollen.

Das eben erwähnte ländliche Fest, das alljährlich an dem Jacobifeiertage (25. Juli) hier abgehalten wird und nicht nur zur Belustigung der anwesenden Kurgäste Vieles beiträgt, sondern auch Fremde aus der Nähe und Ferne nach Teinach führt, ist der sog. Hahnentanz, Nachmittags 3 Uhr auf dem öffentlichen Platze mit einem Wettlaufe von Bauernburschen und Mädchen beginnend; diesem folgt ein Eselswettrennen, das oft zu komischen Auftritten Veranlassung gibt und große Heiterkeit erregt. Nun geht es an den mit Schalmeien-Musik begleiteten Hahnentanz; eine 9′ hohe Stange wird mitten auf dem Platze aufgestellt, auf deren Spitze in einem hölzernen Gitter ein Hahn eingesperrt ist. Unter diesem Käfig geht seitwärts ein hölzerner Arm ab, an dem ein Brettchen oder hölzerner Teller an Schnüren hängt. Auf dieses Brettchen wird ein mit Wasser gefülltes Glas gestellt und nun tanzen die Bauernbursche mit ihren Mädchen um die Stange, und von Zeit zu Zeit stellt sich ein Paar unter das Brettchen mit dem Glas; hier bückt sich das Mädchen, faßt ihren Tänzer an den Knieriemen, während dieser sich mit den Händen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)