Seite:OberamtCalw 376.jpg

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Die für den Feldbau benützte Fläche hat im Allgemeinen einen sandigen Boden, den nur an einer Stelle die Verwitterungen des Wellenmergels decken.

Bei der hohen Lage ist die Luft ziemlich rauh und beinahe immer bewegt, was auf die Obstzucht nachtheilig einwirkt, daher auch das Obst weit weniger gedeiht, als in dem nur 3/4 Stunden entfernten Martinsmoos; dennoch wird in neuerer Zeit auf die Obstzucht manches verwendet, die in ganz günstigen Jahren einen ziemlich guten Ertrag liefert, der übrigens nicht für das Bedürfniß der Einwohner hinreicht.

Auch die Landwirthschaft hat sich gehoben und verbesserte Pflüge, mit Anwendung der Walze haben Eingang gefunden. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird namentlich viel Compost angewendet, dagegen ist die Gewinnung der Gülle weniger üblich und das Brennen der Felder noch allgemein. Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind denen in Martinsmoos ziemlich gleich, mit Ausnahme, daß hier beinahe kein Dinkel gebaut wird und der Ertrag der Felder im Allgemeinen etwa um 1/8 geringer ist. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 60–200 fl. und die der Wiesen von 200–1000 fl. Dinkel wird viel von Außen bezogen.

Von den Wiesen, welche im Verhältniß zu dem nöthigen Viehstand nicht hinreichend vorhanden sind, ertragen die besseren 30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd, die geringsten 8 Ctr. Heu und häufig kein Öhmd; etwa 1/3 der Wiesen kann bewässert werden.

Der Viehstand, aus einer Landrace bestehend, die durch zwei Simmenthaler Bastarde verbessert wird, ist ziemlich gut und bildet eine besondere Erwerbsquelle, indem ziemlich Vieh auf benachbarten Märkten verkauft und auch mit Mastochsen Handel getrieben wird. Die Zuchtstiere hält ein Bürger Namens der Gemeinde gegen jährlich 80 fl.

Die Schweinezucht ist unbedeutend und die meisten Ferkel werden von Außen bezogen und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Bienenzucht ist nicht von Belang.

Durch Vicinalstraßen nach Martinsmoos und Aichhalden ist der Ort mit der Umgegend in Verkehr gesetzt.

Die Gemeinde besitzt gegen 500 Morgen Waldungen, deren jährlicher in 180 Klaftern bestehender Ertrag zur Deckung der Gemeindeausgaben verkauft wird; zuweilen erhält noch je ein Bürger 1/2–1 Klafter Scheiter, das Wellenholz aber wird jedes Jahr unter die Bürgerschaft ausgetheilt. Überdieß haben die Einwohner das Recht, alles erforderliche Bauholz aus dem Staatswald Kornhalde gegen Fäll- und Macherlohn zu beziehen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)