Seite:OberamtMergentheim0041.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

kenntlich an den mächtigen Steinmauern, „Steinrasseln.“ – Der Fluß schlingt schön und lieblich sich fort um den gewaltigen hohen eirunden Burgstallberg, mit dem lang hinziehenden uralten Ringwall, tritt in das einfachere Thal bei Creglingen, zieht wieder durch das Bayerische, am alterthümlichen thurmreichen Städtchen Röttingen vorbei. In der Mitte zwischen Rothenburg und Creglingen beginnen die eigentlichen Weinberge, die nun den Fluß sobald nicht mehr verlassen. – Weiter wieder in den Bezirk und nach Weikersheim. Prächtig schauen hier aus den hohen dichtgedrängten Kronen der Laubbäume des Schlosses phantastische Thürme und Renaissancegiebel. Schön ist das Thal bei Elpersheim, dem pappelumsäumten, kahler beim weinberühmten Markelsheim, dessen ehemaliges Klösterlein malerisch vom Engelsberg herabsieht. – Mergentheim, die saubere, nette, wohlgebaute Hauptstadt des Bezirkes, liegt wonnig und weich im grünen Thalbecken, umfaßt von alten Lindengängen, gedeckt vom tiefschattigen Schloßgarten mit prachtvollen Bäumen, und geschirmt von den großen Formen des ehemaligen Deutschmeisterschlosses; etwas weiter rechts unten auf dem Bergvorsprung die starken Trümmer der ehemaligen Deutschherrenburg Neuhaus. Noch weiter abwärts, gleich unter der württembergisch-badischen Grenze, dringt in das Tauberthal der „bunte Sandstein“: die Szene wechselt, großartig schwere Bergformen, alte Burgen und Klöster, dunkle Wälder beherrschen das enggewordene Thal, in welches oft lange schmale ganz waldige Seitenthäler einziehen, bis endlich zwischen gewaltigen Odenwaldhöhen die Tauber eingeht ins große Mainthal. Hier am Zusammenfluß das alterthümliche, friedliche, schmucke Wertheim, das überragt wird von der halbzertrümmerten, riesenhaften, von Wald umwachsenen und vom Epheu überwucherten Doppelburg.

Lieblich ist dann das wein- und obstreiche Vorbachthal, mit dem schön gelegenen Laudenbach, über dem aus Waldwipfeln die Bergkirche aufragt, ein prächtiges vollendet-gothisches Bauwerk; der Wald reicht mit seinen Zweigen fast bis an die feinen Laubwerksgestalten und Menschenbilder der Kirche, dessen Chor in edelsten Verhältnissen mit Spitzsäulen und herrlich-hohen gefüllten Spitzbogenfenstern emporsteigt, umschwirrt von Waldvöglein und umrauscht vom heiligen Schauer des Eichwalds.

Und ebenso schön, wieder eine Idylle für sich, ist das bei Creglingen einmündende Herrgottsthal, mit der Herrgottskirche im schönen, links an der Straße hoch aufgemauerten Friedhof;

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0041.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)