Seite:OberamtMergentheim0102.jpg

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Im einen wie im andern Fall hängt dieselbe eng zusammen mit den Sitten der Bevölkerung bezüglich der frühzeitigen oder späteren Eingehung der Ehen und der Auferziehung der Kinder, welche wiederum hervorgehen aus den Grundlagen des Erwerbslebens. Denn, wo letztere nicht mehr soweit zureichen, daß die Bevölkerung das natürliche Bedürfnis der Vermehrung durch Ausbreitung und Gründung neuer Niederlassungen in angemessener Weise befriedigen kann, was von Württemberg im Allgemeinen gesagt werden kann, und wo deshalb die Gründung und Unterhaltung einer Familie schon eine schwierige Aufgabe ist, da äußert sich dieses Verhältnis theils durch die Unfruchtbarkeit später Ehen bei großer Kindersterblichkeit, theils durch die scheinbare Fruchtbarkeit und Kindersterblichkeit bei frühzeitigen Ehen, weil die Mütter bei anstrengender Arbeit vielfach von sorgfältiger Pflege der Kinder abgehalten werden.

Dies bewirkt sodann eine langsame Vermehrung oder einen Stillstand in der Bewegung der Bevölkerung und zugleich eine Schwächung des Bestandes derselben. Da nemlich unter solchen Verhältnissen meistens auch ein großer Theil des Geburtenüberschusses fremden Bevölkerungen zuwächst, so wird der Bestand der produktiven Altersklassen gegenüber der Zahl der unproduktiven Klassen jüngeren und höheren Alters geschwächt bei gleichzeitigem Vorherrschen des weiblichen Geschlechts. Dies ist in dem Jahrgang 1874 I, S. 231 und a. a. O. und 1876 IV, S. 188 ff., 230 ff. der Württembergischen Jahrbücher auch für Württemberg im Ganzen näher dargelegt worden.


5. Der natürliche Zuwachs durch den Überschuß der Geborenen über die Gestorbenen und die wirkliche Zunahme.

In Übereinstimmung mit dem Vorstehenden ist daher auch der natürliche Zuwachs durch den Überschuß der Geburten über die Todesfälle in unserem Bezirk, wo bezüglich der Kindersterblichkeit noch günstigere Verhältnisse bestehen, vornehmlich wegen der geringen Anzahl Geborener, ein kleiner. Denn derselbe berechnet sich:

für
Württemberg
für die Oberamtsbezirke
Tuttlingen Mergentheim
1) in der Periode 1812/66 auf 0,81 0,91 0,55
2) in den 4 Jahren 1866/70 auf 1,02 1,21 0,84
3) in den 7 Jahren 1870/77 auf 1,24 1,10 1,25.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)