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unterst, „Errba“ statt Erdbach – Weiler im Bezirk – „Errber“ statt Erdbeere, „werra“ und worra“ statt werden und worden; auch vor dem Haucher „w“ in „ebbes“ statt etwas. Die Verbalendung „et“ verstummt ganz, wenn ein „d“ oder „t“ vorausgeht, so in „schneid“, „reit“, „redd“ statt schneidet, reitet, redet etc.; auch nach „tz“ verschwindet das t als Auslaut, wie in „jetz“ statt jetzt; ebenso verstummt das „t“ nach dem starren Kehlhaucher „ch“ in „sichb’r“, „furchb’r“, fruchb’r“ statt sichtbar, furchtbar, fruchtbar und dann bei der Endsilbe „icht“ Spilich statt Spülicht etc. Dagegen fügt der Dialekt manchmal auch ein „d“ ein, oder hängt er eins an, so in „Mändle“, „Morgends“, „gesterd“ statt Männle, Morgens, gestern, so in „Zinsd“, „Senfd“, „Leichd“, „Geschwisterd“. Vielfach wird das weiche d und das harte t als ein gedoppeltes dd gesprochen, so in „Vadder“, „Feddern“, „Deddor“ statt Vater, Federn, Theodor.


3. Die Kehllaute g und k.

g lautet als g im Anlaut der Worte und Silben, so in Glauben, Glanz, Glas, Glocke, b’gieri, v’rgebli statt begierig, vergeblich, sowie in der Verbindung „ng“ lang, bang, eng, angst.

Im Namen Georg wird das g im An- und Auslaut zu einem „ch“ erweicht, „Cheorch“, ja die Erweichung wird bis zu einem J, indem dieser Name in der Verbindung mit Johann oder Hans „Hansjörch“ lautet.

Der Dialekt setzt das „g“ manchmal als Anlaut vor „r“ so in „Grabb“ statt Rabe, „grabbse“ statt rapsen.

Im In- und Auslaut wird g zum starren Haucher „ch“ sowohl zwischen zwei Vokalen, als auch neben Konsonanten, besonders neben „l“ und „r“, also Rêcha statt Regen, Sächa statt Säge, Fråcha, Boucha, Stêcha, Acha, Balch, Bêrch, Jachd statt Fragen, Bogen, Stiege, Augen, Balg, Berg, Jagd, heilich, selich, gläubich, giltich etc. statt heilig etc., doch verstummt es im Auslaut bei den Adjektiven gewöhnlich ganz, so daß also gesagt wird heili, gläubi etc. Auch die Hauptwörter Essig, Pfennig, Messing lauten Essi, Pfenni, Messi.

Weiter verstummt das „g“ in Mâd für Magd, leit für liegt.

Die Bildungssilbe „ge“ fällt weg in „Ziefer“, „Trâd“ statt Geziefer, Getreide, regelmäßig auch im Participium Perf., wenn das Zeitwort sich mit „g“ oder „k“ anlautet, so „komme“, „gange“, „gäbe“, „glaubt“ statt gekommen, gegangen, gegeben, geglaubt. Oft wird aber die Vorsilbe im Fränkischen gebraucht,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)