Seite:OberamtMergentheim0222.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Aufzucht solcher Ochsen oder mit dem Handel dieser Thiere abgeben, müssen aber die Ansprüche jener Händler genau kennen. Die Magdeburger Ochsen, wie solche technisch bezeichnet werden, werden pro Paar durchschnittlich um 50 M. theurer gezahlt, als Ochsen, die nicht als Magdeburger gelten. Diese Magdeburger Ochsen müssen absolut erbsengelber Farbe und von gutem Gang mit geraden Füßen sein, dürfen kein schwarzes Flotzmaul und keine hängenden oder gerade ausstehenden Hörner, sondern müssen hübsch aufrecht gewundene gelbe Hörner haben und zart von Haut, sowie kräftig von Körperformen sein. Die Gründe, warum diese Thiere diese Eigenschaften haben müssen, sind folgende: Von den Händlern werden solche an die großen Zuckerfabriken der Magdeburger Gegend und an die vielen großen Gutsbesitzer dort verkauft und auf diesen Gütern einige Jahre als Fahrochsen benützt; deshalb müssen sie gut von Gang und mit geraden Füßen und aufrecht stehenden Hörnern versehen sein. Ein richtiger Magdeburger Ochse muß auf dem Acker so viel zu leisten im Stande sein, wie ein Pferd. Nach ein- oder auch zweijährigem Gebrauch werden diese Ochsen gemästet, kommen auf die Fettviehmärkte nach Hamburg und von da auf die Fleischerbank nach England und deshalb müssen diese Ochsen zart von Haut und von absolut erbsengelber Farbe sein, weil man mit Recht annimmt, daß zartes Rindvieh von gelber Farbe auch zartes, kurzfaseriges Fleisch mache. Daß dieses Fleisch mehr Werth hat, wissen die Engländer und bezahlen deshalb auch solches den Magdeburger Mästern besser. Die Ansprüche an diese Ochsen sind zwar groß, sie werden aber auch viel besser bezahlt und es ist deshalb auch nicht zu verwundern, daß sich Landwirthe, die an der Grenze wohnen, verhältnismäßig viele Ochsen halten und da sie gute Verkaufsgelegenheit haben, sich auch mit der Zucht und dem Handel dieses beliebten rentablen Handelsartikels abgeben. Jene Orte, die an das Rothenburgische grenzen, haben schon wieder mehr Liebhaberei für den sog. Triesdorfer- oder Ansbacher Schlag. Dort werden die Ochsen weniger zum Handel als sog. Gangochsen gehalten, denn als Mastochsen. Die Märkte von Rothenburg a/T. und Niederstetten, sowie im Bezirke herumfahrende Metzger aus Würzburg und Händler (nur Juden) sind willige Abnehmer für diese Waare. In den Thalorten und hauptsächlich in den weinbautreibenden Gemeinden ist kein bestimmter Viehschlag zu finden. Kreuzungen mit Simmenthalern, Franken und Ansbachern oder Triesdorfern

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)