Seite:OberamtMergentheim0266.jpg

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zu den vorhin aufgeführten geistlichen und weltlichen Herren im Bezirk zusammen.

Während ein großer Theil der deutschen Bischöfe dem Orden besonders in seinen ersten Zeiten feindlich gegenüberstand, erwiesen sich die Bischöfe von Würzburg von Anfang an und mehr als 200 Jahre lang als seine Gönner und Freunde; dann im 15. Jahrhundert führte die Verschwendungslust des Bischofs Johannes II. und fortdauernde Kriegsdrangsale dem Orden die ganze Herrschaft Neuhaus, Schloß und sieben Dörfer, zu. Ja 1440, als unter dem Nachfolger des Genannten die Stiftsherren in Feindschaft mit ihrem Bischof an der Bewältigung der Schuldenlast verzweifelten, war der Orden nahe daran, das ganze Hochstift Würzburg in seine Hände zu bekommen und nur dem energischen Dazwischentreten des berühmten Syndikus der Stadt Nürnberg, Dr. Gregor Heimburg, verdankte das Bisthum die Abwendung dieser Schmach. Von da an waren Streitigkeiten zwischen dem letzteren und dem Deutschorden über Recht und Gericht, Steuern, Zehnten, Subsidien und dergl. etwas häufig Wiederkehrendes. Es war dieselbe Zeit, in welcher auch zum Erzstift Mainz das alte gute Verhältnis sich gelockert zu haben scheint. 1290 und 1333 hatte sich die Kommende Mergentheim in den Schutz und Schirm des mächtigen Nachbars – Mainzisch waren manche Orte an der Jagst und untern Tauber – begeben; 1440 wird Klage geführt über Räubereien Mainzischer Knechte im Deutschordischen Gebiet unter Begünstigung der Mainzischen Amtleute von Tauberbischofsheim und Grünsfeld. – Irrungen zwischen Deutschorden und Pfalz wegen pfälzischer Unterthanen in Mergentheim, des Zolls in Edelfingen, Mißhandlung und Beraubung von Ordensunterthanen in Mergentheim, Lillstadt, Herbsthausen, Apfelbach, Hachtel und Reckersthal durch die Pfälzischen, Fischraub auf dem See zu Bernsfelden durch dieselben, Abhauung des Waldes in Bowiesen durch die von Lauda etc. (OR. 32, 198 ff.) [ER 1] – Die Streitigkeiten mit den Johanniter-Rittern, deren Bestrebungen und Interessen gerade bei ihrer ursprünglichen Verwandtschaft mit denen des Deutschen Ordens sich oft berühren und durchkreuzen mußten, werden uns in der Geschichte Mergentheims wiederholt beschäftigen. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts verhandelten der Johanniter-Prokurator und der Hochmeister, ohne Erfolg, über die Vereinigung beider Orden durch eine Veränderung der Ordenskleidung oder das friedliche Nebeneinander beider durch Güteraustausch. – Auch der von vornherein so günstig gesinnte Adel machte schon im 14. und noch mehr im 15. Jahrhundert nicht selten manche Schwierigkeit, so daß 1448 ein Ordensgesetz nöthig wurde, von den adeligen Geschlechtern, welche den Orden befehdeten oder beschädigten, dürfe kein Abkömmling mehr in denselben aufgenommen werden; auch wurden wiederholt Ritter und Edelleute als Schutzsöldner für die Ordensburgen in Franken in des Deutschmeisters Dienste gezogen. 1480 waren diese Ordenshäuser gegen feindliche Überfälle der Anhänger eines gewissen Kunz Rüde Tag und Nacht in so großer Gefahr, daß der Deutschmeister „wegen Büberei und des Reiterwerks – denn nach dem Sprichwort wer gern tanzt dem ist gut pfeifen“ – befahl, die Häuser überall mit Wachen, Hütern und andern nöthigen Einrichtungen stets in guter Wehrschaft zu halten. – Wie die Städte schwierig werden konnten, wird die Geschichte Mergentheims zeigen; in andern fränkischen Städten war es nicht anders. Besonders das seine Selbstherrlichkeit allzeit trotzig wahrende Rothenburg war dem Orden sehr gefährlich. (Siehe die Geschichte von Archshofen).

Errata

  1. Eingefügt: S. 266 Irrungen zwischen Deutschorden und Pfalz wegen pfälzischer Unterthanen in Mergentheim, des Zolls in Edelfingen, Mißhandlung und Beraubung von Ordensunterthanen in Mergentheim, Lillstadt, Herbsthausen, Apfelbach, Hachtel und Reckersthal durch die Pfälzischen, Fischraub auf dem See zu Bernsfelden durch dieselben, Abhauung des Waldes in Bowiesen durch die von Lauda etc. OR. 32, 198 ff. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 836.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)