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Gegenreformation, Schmalkaldischer, Dreißigjähriger, Spanischer Erbfolge-Krieg und zuletzt die Umgestaltung durch die Napoleonischen Kriege, sie alle haben sich mit dauernden Schriftzügen in die Geschichtstafeln unseres Bezirks eingegraben.


Raubritterthum und Fehdewesen. Bensen, der Geschichtschreiber Rothenburgs, gibt aus der Zeit, da diese Stadt am reichsten und mächtigsten war, dem 15. Jahrhundert, eine Übersicht der unaufhörlichen Fehden mit Überfall, Sturm und Brand, der Bündnisse und Gegenbünde, Absagen und Vergleiche, Strafgerichte über Fremde und Einheimische, eine Liste, welche – um Bensens bitteres aber wahres Wort zu brauchen – „geeignet ist, die glückliche Ruhe der Bürger, den idyllischen Frieden der Landleute und die nachbarliche Biederkeit aller darzustellen.“

Ein paar Beispiele aus unserem Gebiet und der Nachbarschaft. 1401. Fehde mit dem Bischof von Würzburg: Rotenburg verbrennt das Städtlein Schwarzach; der Befehlshaber, ein Herr von Seinsheim, wird enthauptet; die Bischöflichen verbrennen die Klause zu Dettwang. – 1403. Waffenstillstand mit dem Burggrafen von Nürnberg; dem Stadthauptmann Heinrich Schwach werden wegen Eidesverletzung die Augen ausgestochen. – 1404. Rätzlein von Wiesenbach fängt der Stadt Söldner auf, martert und tödtet sie; dafür wird sein Dienstmann, Hans von Mistlau, in Rothenburg enthauptet. – 1407. König Ruprecht erklärt Rothenburg, weil es zu König Wenzel hält, in die Acht und läßt diese durch den Burggrafen und den Bischof von Würzburg vollstrecken; die Schlösser Lichtel, Equarhofen und Gamesfeld werden überfallen, Rotenburg 8 Wochen lang aufs heftigste belagert, alle Dörfer im Umkreis schonungslos geplündert und verwüstet. – 1408. Die Festen Seldeneck, Lichtel u. A. müssen dem Bischof von Mainz und dem Grafen Eberhard von Wirtemberg ausgeliefert werden, welche sie auf den Grund abbrechen. Der Bürgermeister Heinrich Toppler kommt im Gefängnis um. – 1409. Kraft Schober befehdet die Stadt mit seinem Räubervolk. Heinz Bayer, sein Dienstmann, wird enthauptet, desgleichen die Edlen Heinz Hund und Hans v. Düren. – 1411. Ulrich von Birkenbach, welchem Rothenburg die Feste Tannenberg zerstört hatte, sagt der Stadt mit mehreren hundert Edelleuten ab. Rüd vom Kollenberg fängt einen Rothenburger Bürger auf und läßt ihn in seinem Verlies verfaulen, dessen Knecht aber sendet er zurück, nachdem ihm die Füße abgefault waren. – 1414. Hermann Sarwürth, der Stadthauptmann, läßt sich von Hans von Düren und andern Edelleuten verleiten, die Stadt anzuzünden. Es werden ihm die Finger abgehauen und er alsdann geschleift, enthauptet und geviertheilt . . . 1424. Hans Plöde, der Holdermüller, wird ertränkt, weil er seine Mühle als Reichslehen vom Kaiser Sigismund annehmen wollte. – 1426.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)