Seite:OberamtMergentheim0288.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von der römischen Kurie äußerte er, sie habe den ihr widerfahrenen Abbruch sich selbst zugezogen. Auch manche seiner Domherrn huldigten diesem gemäßigten System. Als aber der milde Bischof todt war, 1558 erschlagen von den Knechten des räuberischen Ritters von Grumbach, und der Anfangs auch noch maßvolle, z. B. für Dispensertheilung wegen Cölibat und Kelch gestimmte Friedrich von Wirsberg 1564 die Jesuiten in Würzburg aufnahm, fieng alsbald die Bedrückung der zahlreichen evangelischen Unterthanen und Lehensträger des Hochstifts an. (Vierordt, Gesch. d. ev. K. in Baden 1, 345. 509 f.) Und noch mehr that der energische Julius Echter von Mespelbrunn, 1573–1617, für die Rückwärtsbewegung. Er hat wohl an mehr als einem Ort, sicher in Laudenbach (s. d. Ortsgeschichte) die ihn als einen katholischen Reichsfürsten bedrohende Neuerung unterdrückt.

Der Sekten, für welche in Franken von Anfang an weit weniger als in Schwaben ein Boden war, erwehrten sich, soweit dieselben eindringen wollten, die evangelischen Herrschaften selber. So 1530, als aus dem Ansbachischen die Wiedertäuferei auch ins Amt Creglingen sich zu verbreiten begann (Georgii, Uffenheim. Nebenstunden 1, 685.)

Die Religionskriege, zunächst der Schmalkaldische Krieg, brachten über Mergentheim und Umgebung viel Unheil.

Schon 1551 gieng der Hoch- und Deutschmeister mit dem Ordensschatz, dem Archiv etc. an den Bodensee, nachdem er die Feste Neuhaus in wehrhaften Stand gesetzt und die Vertheidigung derselben und der Stadt Mergentheim dem Grafen Balthasar von Nassau, Komthur zu Kapfenburg, neu geworbenen Landsknechten, 166 Mann in Mergentheim und 60 auf Neuhaus, anvertraut hatte. Im Mai und Juni 1552 zog von Oberschwaben und dem Ulmischen Gebiet her das vereinigte Heer des Kurfürsten Moriz von Sachsen, des Markgrafen Albrecht von Brandenburg, des Landgrafen Wilhelm von Hessen u. A. in unsere Gegend, dieweil Moriz den Passauer Verhandlungen anwohnte. Unwillig über die Schwierigkeiten, welche Kaiser Karl durch starke Forderungen bereitete, ritt Kurfürst Moriz sobald der Waffenstillstand ablief, am 5. Juli von Passau weg und kam am 11. nach Mergentheim zu seinem und seiner Genossen Kriegsvolk. Dieses hatte drei Lager um die Stadt bezogen.

Nachdem eine Aufforderung zur Übergabe abgewiesen worden, plünderten die Verbündeten die Orte Igersheim und Markelsheim und richteten dann ihre Angriffe zunächst gegen die Feste Neuhaus. Am 8. Juli erstürmten sie dieselbe und steckten das seit seiner Zerstörung im Bauernkrieg stattlich wieder aufgebaute und edel eingerichtete Schloß in Brand, so daß nur noch der Thurm gegen Mergentheim und einiges Gemäuer stehen blieb. Zugleich erhob Markgraf

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)