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Rückkehr fand er sein ganzes Hausgeräthe zerstört. Die Kanzlei- und Kammerakten lagen „wie Haberstroh“ durcheinander und mußten mühsam erst wieder zusammengelesen werden, wie denn manche Faszikel noch bis auf den heutigen Tag die Spuren der Verwüstung zeigen. Johann von Werth selber traf am 12. August vor Mergentheim ein, wurde aber von der durch die Bürger unterstützten schwedischen Besatzung gezwungen, wieder abzuziehen.

Schon im folgenden Monat sah sich die letztere durch die Schlacht von Nördlingen genöthigt, Mergentheim den Kaiserlichen zu überlassen; die von der Horn’schen Regierung Angestellten und alle Lutheraner mußten sofort die Stadt räumen; in Neuhaus trat die Garnison, 20 Mann stark, in kaiserliche Dienste. Graf Georg Friedrich von Weikersheim fiel aufs Neue in die kaiserliche Acht, seine Grafschaft wurde noch 1634 eingezogen, 1637 dem Deutschorden geschenkt und erst im westfälischen Frieden dem Hause zurückgestellt. Der Winter 1634–35 brachte abermals die Pest und es klingt fast unglaublich, daß in Weikersheim in zwei Jahren 596 Menschen starben.

1643 kamen die Franzosen zum erstenmal in die Gegend, als Verbündete der Schweden. Der Marschall Guebriant, welcher im Jahr zuvor einen Zug nach Niedersachsen unternommen hatte, traf im Januar 1643 an der Tauber ein, um von da mit den Schweden vereint in Bayern einzufallen. Er besetzte Mergentheim und Neuhaus, wo seine Truppen 4 Geschütze, 60 Gewehre und den Schießbedarf mitnahmen, auch viel Wein, den sie während ihres kurzen Aufenthalts nicht trinken konnten, auslaufen ließen (v. Martens 431 f.).

Das für unsern Bezirk denkwürdigste und folgenreichste Ereignis des ganzen Kriegs aber erfolgte gegen das Ende desselben in der Schlacht bei Herbsthausen vom 25. April 1645. Bei der Wichtigkeit derselben reihen wir die Beschreibung von Hauptmann Pfister aus den Württembergischen Vierteljahrsheften für Landesgeschichte 1879, I. hier ein.

Während in dem letzten Jahrzehnt des dreißigjährigen Kriegs mit abwechselndem Glück und den Kriegsschauplatz bald nordwärts bald südwärts schiebend gekämpft wurde, am Niederrhein, in Dänemark, in Sachsen, Schlesien, Böhmen und Mähren, hatte sich in Süddeutschland im Laufe des Jahres 1643 die allgemeine Kriegslage derart gestaltet, daß das bayrisch-kaiserliche Heer unter seinen Führern, Feldmarschall Mercy und General der Kavallerie Johann v. Werth, alles Land auf dem rechten Rheinufer, Baden, Schwaben, und Franken, mit Ausnahme weniger fester Plätze besetzt hielt. Ihnen gegenüber im Sundgau und im Elsaß stand die französisch-weimarische Armee unter dem Marschall Guebriant und General Rantzau, welche sich anschickten, mit dem Ende des Jahres 1643 den Rhein wieder zu überschreiten. Bei Ottenheim wurde in der That der Rheinübergang ausgeführt und Franzosen und Weimaraner wandten sich dem oberen Neckar zu, um Rottweil zu belagern, das am 19. Nov. 1643 in ihre Hände fiel. Mercy und Johann v. Werth standen indessen, die Bewegungen der Feinde beobachtend und durch Scharmützel Fühlung mit ihnen behaltend, bei Pforzheim und Weil der Stadt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)