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zum Gefechtsfeld waren, deckten den Rückzug gegen Mergentheim hin einigermaßen. Dennoch gieng fast die ganze Infanterie und viel Artillerie verloren. Die Bayern drangen mit den Franzosen in Mergentheim ein. Die sofort erfolgte Wegnahme der Feste Neuhaus und des Schlosses in Mergentheim vollendeten den Sieg. Die eigentliche Schlacht hatte nur eine Stunde gedauert und den Bayern neben einer Menge Gefangener und erbeuteten Geräths wieder das entschiedene Übergewicht in ganz Süddeutschland verschafft. Der Tag wird von den Franzosen die Schlacht von Mariendal oder Mergendal, wie ja heute noch Mergentheim im Volksmunde heißt, genannt.

Mercy nahm zunächst sein Hauptquartier in Mergentheim und ergänzte die seinen Truppen geschlagenen Lücken durch Einstellung der meisten Gefangenen unter die bayrischen Fahnen. Turenne zog sich mit den Resten seiner Kavallerie nach Bischofsheim und weiter über den Main zurück, um in Hessen Schutz und Verstärkung zu suchen. Am 7. Mai folgten ihm Mercy und Werth über Bischofsheim nach. Der Verlust der Bayern in der Schlacht wird auf 800–1000 Todte angegeben; den Franzosen wurden 2600 Gefangene abgenommen; eine gleiche Anzahl von ihnen blieb todt auf dem Schlachtfelde; doch wird die Zahl der Gebliebenen auch bis zu 5000 angegeben. Nach der Schlacht waren die meisten Bürgerhäuser und sämmtliche öffentliche Gebäude in Mergentheim und Neunkirchen mit Verwundeten angefüllt; auch begruben nur allein die deutschordischen Unterthanen gegen 200 Todte. Als im Jahre 1777 die Chaussee von Mergentheim nach Herbsthausen angelegt wurde, mußte zwischen dem Unterthal und dem Katzenberg ein Hügel abgetragen werden, unter welchem man viele Tausend Knochen von Menschen und Pferden nebst Resten von Leder u. s. w. fand. Heutzutage werden auf dem Felde von Herbsthausen zwar keine Waffenstücke mehr aufgefunden, wohl aber nicht selten Hufeisen, welche möglicherweise vom Tage von Herbsthausen zurückgeblieben sein können.

Die Feste Neuhaus hatte Turenne mit 200 Mann besetzt; sie ergab sich noch am Abend des 5. Mai. In ihren Mauern fand man Turennes Silbergeschirr, zwei mit Geld beladene Maulesel und eine von dem Fürstbischof zu Würzburg dem Turenne geschenkte Kutsche mit 6 schönen Pferden. Im Schlosse zu Mergentheim, das 250 Mann Besatzung hatte, wurden eine Menge Pferde erbeutet, sammt der Kriegskasse und viel Munition.

Wenige Tage nach der Schlacht sandte Feldmarschall Mercy einen ausführlichen Gefechtsbericht an den Kurfürsten Maximilian nach München: Summarische Relation deß zwischen der Chur Bayerischen Reichs Armada, vnd der Königlich französischen, dem General Visconte di Tourraine vndergebenen Armada (in welcher zugleich das von Hertzog Bernharden von Sachsen Weimar herrührende Corps begriffen) bei dem nächst Mergentheimb gelegenen Dorff Herbsthausen, den 5. Mai dises 1645 Jahrs fürgegangenen haupt Treffens, darinnen ermeldte Tourrainische Armada geschlagen worden. (Abgedruckt bei Heilmann, Feldzüge der Baiern 1643–45. S. 203 ff.)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)