Seite:OberamtMergentheim0327.jpg

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Auf der fünften Glocke (Feuerglöcklein): Meister Hermann Wust von Wertheim hat mich gegossen.

An der Ostseite des Chores erhebt sich ein gut gearbeiteter steinerner lebensgroßer Crucifixus, unten am Rococosockel steht die Inschrift: Zur größeren Ehre Gottes, sein Leydens und Sterbens habe ich Johann Peter Breitenbach Stadt Audientz Asesor und iubilaeus des Magistrats dahier diese Biltnus machen lasen Gott zu schuldigstem Dank 1759.

Die Unterhaltung der Kirche ist folgendermaßen vertheilt: die des Langhauses ruht auf dem Heiligen, die des Chores auf dem Staat; den Thurm unterhält bis zum Kranz in Mauern und Glocken der Heilige, von da bis zur Spitze der Staat; das ganze Innere die Stadtgemeinde.

Das schöne steinerne vom Staat zu unterhaltende Stadtpfarrhaus liegt gegenüber dem Chor und hat über dem Eingang die Jahreszahl 1623, das Jahr seiner Erbauung, und zwei leere Wappenschilde; dabei ein freundlicher Garten.

Die Dominikanerkirche, jetzt Marienkirche, seit 1853 wieder eingeweiht; ein stattlicher Bau, den Hauptformen nach aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um das Jahr 1330) stammend. Das Schiff verlor seine alten Pfeiler, Decken und Fenster und mag nur in den Umfangsmauern noch alt sein, nur an der westlichen Giebelseite erhielt sich das schöne ursprüngliche Maßwerksfenster. Anders der von Strebepfeilern gestützte hohe schlanke Chor (mit Dachreiter); von dem edlen Maßwerk seiner Fenster ist das im östlichen erhalten, ebenso im Innern die hochanstrebenden Rippenkreuzgewölbe, die auf Konsolen oder Köpfen ruhen; an den Konsolen mitunter Thiergestalten, ferner ein Meerfräulein, dann ein Männlein einen Schild haltend, darauf steht: Renovirt 1852. Auf den fünf Schlußsteinen steht man von Ost nach West: Maria mit dem ganz bekleideten Jesusknaben und zwei Wappenschilden, das Wappen der von Ussigheim, auf dem andern ein springender Hund. Auf dem zweiten Schlußstein ist dargestellt der h. Dominikus, auf dem dritten ein in vier Felder getheilter Wappenschild, in zwei Feldern das Deutschordenskreuz, in den beiden andern je ein Pferdskopf (Wappen des Deutschmeisters Konrad Rüd von Collenberg am Main), auf dem vierten ein sitzender Hund (Baldersheim), auf dem letzten das hohenlohische Wappen. Im Schiff der Kirche tragen vier kolossale korinthische Säulen mit antiken Kapitellen die reich stuckirte flache Decke.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)