Seite:OberamtMergentheim0328.jpg

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Der prächtige neugothische Hochaltar, ein Geschenk des Fürsten Karl von Hohenlohe-Waldenburg, wurde von Meintel in Horb verfertigt und enthält jenes berühmte Vesperbild, eine bemalte heilige Pieta, Maria mit dem Leichnam des Herrn, frühgothische Holzskulptur von tiefergreifendem Ausdruck: Christus stark ältlich, Maria schmerzvoll schön. Von den zwei Seitenaltären ragt hervor der nördliche, durch jenes große figurenreiche spätgothische Holzskulpturwerk des Todes der Maria mit der Jahreszahl 1519, früher in der Laudenbacher Bergkirche. Die Apostel mit breiten Köpfen scheinen mächtig erschüttert, die hingegossene Madonna ist sehr edel gehalten. Der andere Seitenaltar enthält ein neues Gemälde von Palme in München. Das herrlichste Werk der Kirche aber ist das früher in der Gruft der Schloßkirche befindliche, jetzt an der Nordwand des Chors aufgestellte Erzdenkmal Walthers von Cronberg, aus der Werkstatt Peter Vischers in Nürnberg, im Jahr 1539, ohne Zweifel von dessen Sohn Hans, (Peter Vischer starb schon am 7. Januar 1529) hervorgegangen. Walther, ein stattlicher Ritter mit ernstem Ausdruck, kniet vor dem Gekreuzigten und hebt sein biederes Haupt sinnend zu ihm empor. Hinter ihm ein schönes Teppichmuster; unten steht Walthers Wahlspruch: Mit der Zeit all hernach. Die gleichfalls unten angebrachte Inschrift lautet: Anno domini 1543 den 4. tag Aprilis ist der Hochwürdig Fürst und Herr Herr Walther von Cronberg. Administrator des Hochmeisterthumbs In Preussen. und Meister Teutsch Ordens In Teutschen und Welschen Landen. von dieser Welt Inn Gott verschiden. Oben steht die Jahreszahl der Anfertigung 1539; Tag und Jahr des Todes sind später eingesetzt.

Außerdem bemerkt man noch an der Chorwand ein reichbemaltes und vergoldetes Wappen, darunter steht auf einer Holztafel: Memoriae Maximiliani III. Archid. Austr. Ord. Teut. Magn. magist. Illustr. Pa. de hac aede bene meriti 1853.

Die Chorstühle zeigen hübschen Zopfstil und der Eingang in die Sakristei hat im Bogenfeld schönes gothisches Maßwerk. Zur Unterhaltung der Kirche ist ein besonderer Fonds gestiftet.

Das südlich anstoßende frühere Dominikanerkloster (jetzt zu Schulen eingerichtet) enthält auch noch einige Erinnerungen an die ältere Zeit; das frühere Refektorium hat noch gothische Steinkreuzfenster und an der Decke einige Wappen aus Stuck, dabei die Jahreszahl 1685 und C. S. V. S. R. Gegen Osten neben der Sakristei ein Raum mit gothischen Rippengewölben

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)