Seite:OberamtMergentheim0329.jpg

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und einigen Spitzbogenfenstern. Am Eingang ins Kloster (Kreuzgang) steht 1675 und beim Hereingehen sieht man (seit 1858) links Christus mit den Schächern, eine große Renaissanceskulptur in Holz, der Heiland nicht unedel behandelt; die beiden Schächer waren früher in der Kirche, das Kreuz stand ursprünglich vor dem Mühlwehrthor und unten am Kreuzesstamm sah man die Inschrift: Gott sey die Ehr allein. Kaspar Rack und seine Hausfrauw..... Der Maurermeister, welcher beim Abbruch der zwei mittleren Säulen in der Dominikanerkirche im Jahr 1708 verunglückte, hieß Hans Georg Rack.

Im Dominikanergarten befand sich (nach Fuchs) eine Grabplatte mit folgender Inschrift: Anno Domini 1528 am Tag Egidii starb der Edle und Ehrenveste Sigmund Von Ussigheim und darnach Anno 1532 auch am Tag Egidii starb sein Ehliche Haußfrau Elisabeth Von Ussigheim, geborne Von Thüngen, die allhie begraben liegen; deren Seelen Gott gnädig und barmherzig sein wolle.

Die Kapuzinerkirche. Dieselbe liegt an der Südostecke der Stadt, schon außerhalb der Stadtmauer und wurde samt dem Kloster in ihrer jetzigen Gestalt wieder aufgerichtet in den Jahren 1636–37 durch Johann Kaspar von Stadion, dessen prächtiges Marmordenkmal noch in der Kirche sich befindet (s. u.). Die Kosten des ganzen Kirchenbaues beliefen sich nach einer eigen geführten Baurechnung, abgesehen von den Frohnen und freiwilligen Dienstleistungen, auf 13.000 Gulden. Der östliche Theil der Kirche wurde in unserer Zeit durch Maler Kolb in mittelalterlichem Geschmack mit Wand- und Deckengemälden glänzend ausgeschmückt, die übrige Kirche trägt noch das Gepräge der Zeit ihrer Erbauung. Gegen Norden geht vom Schiff aus die große mit tüchtigem Schmideisengitter verschlossene Maria-Hilf-Kapelle (erbaut 1641) lang hinaus, geziert mit vielen Werken der Zopfzeit; sie enthält auf ihrem Altar ein berühmtes Gnadenbild, eine Kopie eines in einer Kapelle zu Passau verehrten Marienbildes.

Der große Rococoaltar der Kirche mit schönen Säulen hat ein anmuthiges Madonnenbild (Kopie nach Raphael), und die auch im Zopfstil gehaltenen Seitenaltäre der Kirche enthalten gute Ölbilder; den Glanzpunkt aber bildet an der Südwand des Schiffes das sehr große Grabdenkmal Stadions, aus weißem Marmor und vergoldet mit edlen Renaissanceornamenten und Engelsköpfen. Die ehrwürdige Rittergestalt in reich ciselirter

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)