Seite:OberamtMergentheim0330.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Rüstung, mit bloßem Haupt und gefalteten Händen, kniet auf einem Löwen, vor dem ein Helm liegt, blickt auf zur Maria mit dem Jesuskind; über ihm in den Wolken die h. Dreifaltigkeit. Im Hintergrund des Denkmals sieht man eine Abbildung des Klösterchens, auf dem Gesims halten zwei Engel den Wappenschild, ein dritter noch weiter oben das Schweißtuch der heil. Veronika. Die unten angebrachte Inschrift lautet: Der hochwürdigste Fürst und Herr Herr Johann Caspar des Geschlechts von Stadion, Administrator des Hochmeisterthums in Preußen, Meister Teutsch Ordens in Teutsch und Welsch Landen, Herr zu Freudenthal und Eulenberg, Römisch kay. May. geheimer Rath, so dises Capuziner Closter zum andern mal und unser lieben Fraw Hilff Capelle gebaut, ist seines Alters im 74. und der Regierung im 14. Jahr im Kays. Krigsdinste im Haupt Quartir bey Mülhaußen in Festo Praesentationis B. M. V. Anno 1641 nach gehörten 2 Messen und empfangener Communion seliglich in Gott entschlafen und alhie in diser Kirchen in der gemeinen Sepultur der F. F. Capelle seinem letzten Willen gemäß als Fundator der Erste den 25. Februarii Anno 1642 begraben worden, dem Gott eine fröliche Auferstehung verleihen wolle. Amen.

Bei Öffnung der Gruft im Jahr 1671 brachte man die Gebeine des Stifters aus dem kupfernen Sarg, worin sie ruhten, in einen steinernen, versehen mit dem Wappen des Stifters und der Jahreszahl der Eröffnung.

Das hölzerne Epitaphium des Augustin Oswald von Lichtenstein, Statthalter in Mergentheim etc., gestorben 63 Jahre alt, im J. 1663 und wird bei den Kapuzinern begraben, ist jetzt verschwunden; – Als man die Gruft der Kirche öffnete, fand man seinen Leichnam zwischen denen zweier Kapuziner liegen.

Ebenso ruht hier in einer Kapsel wohlverwahrt das Herz des Hoch- und Deutschmeisters Joh. Caspar von Ampringen; † zu Breslau den 9. September 1684.

An der Westseite der Kirche läuft eine Vorhalle mit holzgeschnitzten Pfeilern hin, dabei ein laufender 1654 vom Deutschordensritter von Knöringen zur Erquickung der Wallfahrer gestifteter Brunnen mit vortrefflichem Trinkwasser.

Außen an der Wand der Mariahilfkapelle, die ebenfalls von Johann Caspar von Stadion mit einem Kostenaufwand von 3365 Gulden erbaut wurde, sieht man einen Schild und darunter die Jahreszahl 1641. Das Klostergebäude dient jetzt als Knabenseminar; dabei ein schöner großer ummauerter Garten.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)