Seite:OberamtMergentheim0371.jpg

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Die Frage des Meistersitzes wünschte Walther von Kronberg nach Ablauf der bei seiner Wahl festgesetzten 12 Jahre auf einem Provinzialkapitel in Neckarsulm 1538 endgiltig entschieden und Mergentheim auf ewige Zeiten durch einen Tauschvergleich dem Meister als beständiger Wohnsitz zugewiesen zu sehen. Aber das Kapitel verschob die Verhandlung auf eine spätere Zeit. Im Februar 1540 hatte der Deutschmeister die Ehre, den Römischen König Ferdinand einige Tage im Ordenshaus Mergentheim zu beherbergen. Nachdem ihn in den letzten Jahren seines langen rastlos thätigen Lebens noch die Abstellung des Judenwuchers, der gerade mit den Ordensbeamten und ihren Unterthanen besonders frech betrieben wurde, der exemte Gerichtsstand des Ordens u. A. beschäftigt hatte, starb Walther nach mehrmonatlichen schweren Leiden zu Mergentheim am 4. April 1543. Ein schönes Denkmal von Erz in der Dominikanerkirche bewahrt die dauernde Erinnerung an den vielverdienten Meister.

Nicht in Mergentheim, wo nur ein Kapitelgespräch stattfand, sondern in Speier trat noch im April 1543 das Generalkapitel zusammen, welches den Hessen Wolfgang Schutzbar genannt Milchling zum Deutschmeister und Administrator des Hochmeisterthums wählte. Bereitwillig giengen die Gebietiger der Ballei Franken auf die von sämmtlichen Landkomthuren und Statthaltern unterstützte Bitte des neuen Meisters ein, ihm das Ordenshaus zu Mergentheim als Wohnsitz noch auf 15 Jahre zu überlassen. Zugleich verlangte derselbe aber die Beschaffung einer geziemenden Kompetenz d. h. eines gesicherten hinlänglichen Einkommens zum standesmäßigen Unterhalt, was zur Anlage eines „gemeinen Beutels“ oder einer General-Ordenskasse in Nürnberg führte. Es kamen wieder schwere Zeiten für den Orden und für Mergentheim. Zum Krieg gegen die Schmalkaldischen Bundesverwandten stellte der Deutschmeister dem Kaiser ein Hilfskorps von 1500 wohlgerüsteten Spießern, darunter 300 Schützen. Der Lohn war im ersten Kriegsjahr 1546 ein ungeheurer Schaden durch Einlagerungen, Raub und Brand; auch Mergentheim soll geplündert worden sein. Besonders den Johanniterorden scheinen die Wirren der Zeit beunruhigt zu haben: wenigstens erfahren wir gelegentlich eines deutschordenschen Generalkapitels im Herbst 1548, wozu die Rathsgebietiger und Komthure sich sehr zahlreich in Mergentheim einfanden, daß man damals wegen eines Anerbietens des genannten Ordens in Betreff des Johanniterhauses zu Mergentheim

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)