Seite:OberamtMergentheim0372.jpg

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mit ihm in Unterhandlung stand. (Einige Jahre später soll sogar über die Verschmelzung beider Orden zu einem einzigen zwischen den beiden Meistern verhandelt, aber keine Verständigung über die Meisterwürde und die Insignien der Wappen erzielt worden sein. Voigt 2, 156.) Was die folgenden Jahre, besonders das Schlußjahr des Schmalkaldischen Kriegs, 1552, über Mergentheim und seine Umgebung brachte, ist oben S. 288 f. erzählt. Zu einiger Entschädigung gelang es Schutzbar Milchling im Jahr 1554, den Besitz der Johanniter in Mergentheim um eine verhältnismäßig geringe Summe für seinen Orden zu erwerben, womit jene ihre Station Mergentheim nach vierthalbhundertjährigem Bestand für immer aufgaben. Im März 1558 weilte Kaiser Ferdinand auf der Rückreise von der Krönung in Frankfurt bei dem Deutschmeister in Mergentheim und erneuerte demselben die Belehnung mit Preußen. Ein Generalkapitel zu Frankfurt 1558, in welchem Jahr die Zeit ablief, für welche dem Hoch- und Deutschmeister der Besitz des Ordenshauses Mergentheim eingeräumt worden war, überließ ihm dasselbe auf Lebenszeit und verwilligte ihm außerdem „aus gar keiner Gerechtigkeit, aber aus Gutwilligkeit“ eine jährliche Beisteuer zum standesmäßigen Unterhalt von je 110 Gulden aus jeder Ballei. Im Dezember 1565 schrieb Milchling, obwohl schwer krank und hochbetagt, auf den 10. Februar nächsten Jahres ein Generalkapitel nach Mergentheim aus. Die meisten Gebietiger trafen dort ein, sie fanden aber den Meister so schwach, daß, ehe noch das Kapitel eröffnet werden konnte, schon am 11. Februar 1566 seine Auflösung erfolgte. Sein feierliches Begräbnis im Beisein aller versammelten Gebietiger geschah wenige Tage darauf in der Ordenskirche, wie es die alte Ordnung vorschrieb. Die Stadt, in welcher er 23 Jahre residirt, und welcher er ein neues Rathhaus gebaut hatte, bewahrt sein Andenken als des Stifters einer Trinkwasserleitung durch sein Standbild auf dem Marktbrunnen.

Unter dem nächsten Hoch- und Deutschmeister, Georg Hund von Wenkheim, überrascht die Nachricht, daß von 1567 an zwei Pfarrer nach einander, Kaspar Suffan und Gabriel Biber, in Mergentheim evangelisch gepredigt, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt und geheiratet haben. Vielleicht hängt damit zusammen, was von Hunds Nachfolger berichtet wird, er habe den Spital in eine Jesuitenanstalt verwandeln wollen. (Reg. 1577.) Jedenfalls konnte in der

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)