Seite:OberamtMergentheim0380.jpg

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Kurfürst Karl Albert von Bayern (Karl VII.) auf dem Heimweg von seiner pomphaften Kaiserkrönung durch die Deutschordensstadt, die den Bruder des Hoch- und Deutschmeisters mit gebührenden Festlichkeiten beglückte. Doch noch glänzendere Tage sah Mergentheim, als am 28. Septbr. 1750 der Hoch- und Deutschmeister auf 21/2 Monate in seine Residenz kam. Sein Gefolge bestand aus etwa 250 Mann. Bis in den Dezember hinein folgten sich, in Gegenwart vieler fremden Ordensritter und Herrschaften, Jagden, Theater und andere Lustbarkeiten. Von seinem Hingang an blieb das Hoch- und Deutschmeisterthum bei dem Haus Lothringen-Habsburg. Zunächst ward im April 1761 im Generalkapitel, wozu sich die Ordensgebietiger so zahlreich in Mergentheim einfanden, daß auch die nächstgelegenen Dörfer Quartier erhielten, nach viertägigen Exequien für den verstorbenen Fürsten, der in Mergentheim selbst anwesende Herzog Karl Alexander von Lothringen, Bruder des Kaisers Franz I., gewählt. Im Herbst 1764, in welchem Jahr der eben Genannte zur Krönung nach Frankfurt durch Mergentheim reiste, leitete Karl Alexander eine große Kapitelversammlung in Mergentheim, im übrigen hielt er sich meistens als Statthalter der österreichischen Niederlande in Brüssel auf. Von ihm hat das Karolinische Krankenhaus, dessen Bau 1765 er wesentlich förderte, den Namen. 1773 wurde an dem Gymnasium auch ein Studium theologicum eingerichtet, 1778 ein Theil des Walls und die hohe Schanz abgetragen und der Schloßgraben theilweise ausgefüllt. Mehr wissen wir von den Beziehungen der nächsten beiden, der letzten Mergentheim besitzenden Hoch- und Deutschmeister zu unserer Stadt. Im Oktober 1780 hier zum Ritter geschlagen und eingekleidet, und darauf in sein hohes Amt eingesetzt, verweilte der Erzherzog Maximilian Franz, Maria Theresia’s jüngster Sohn, zwar meist in Bonn, weil er 1784 zum Erzbischof von Köln und zugleich zum Fürstbischof von Münster gewählt worden war. Doch haben wir über des Fürsten Walten in den ersten Jahren zu Mergentheim einen artigen Bericht aus dem Jahr 1784 von einem kurkölnischen Beamten, welcher zu Anfang dieses Jahrs nach Mergentheim geschickt wurde und unter Anderem schreibt (Annalen des Histor. Vereins für den Niederrhein XIII und XIV, 100 ff.): „Ihre Königliche Hoheit sind selbst ein guter Geschäftsarbeiter und fleißiger als einer von den Untergebenen. Seine Kleidung ist äußerst simpel. Als ich zum erstenmal erinnert wurde, zu sehen,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)