Seite:OberamtMergentheim0480.jpg

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Die kleine Markung hat einen mittelfruchtbaren, meist leichten und hitzigen, nicht tiefgründigen Boden. Einige Kalk- und Kornsteinbrüche sind vorhanden. Das Klima ist mehr rauh als mild, Fröste und kalte Nebel sind häufig, Hagelschlag zuweilen, Gewitter kommen nicht oft vor, der 3/4 Stunden von hier auf Creglinger Markung liegende große Staatswald bildet eine günstige Wetterscheide.

Die Landwirthschaft wird bei dem ungünstigen steinigen Boden so gut als möglich betrieben; neben dem gewöhnlichen Dünger kommt noch Gips, Mergel, Kompost und Asche in Anwendung. Man baut Roggen, der am besten gedeiht, Dinkel, Gerste, Haber, Kartoffeln und Klee. Der Wiesenbau ist unbedeutend, das Futter aber gut, die Wiesen sind alle zweimähdig; Futter wird noch gekauft. Der Weinbau, mit Sylvanern, Gutedeln und Süßrothen, wird nicht stark betrieben. Man pflanzt auf den Morgen 4000 Stöcke, die den Winter über bezogen werden; der Preis eines Eimers geht von 36–66 Gulden; der höchste Ertrag ist 5 Eimer. Der Wein geht meistens nach Bayern. Auch die Obstzucht wird nicht stark betrieben, ist aber im Zunehmen; das Obst geräth nicht gerne, man pflegt von Kernobst Luiken, Breitlinge, Goldreinetten, Schmalz- und Bratbirnen, von Steinobst Zwetschgen. Ein Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 34 Morgen Nadelwald, ferner Weiden, welche letztere jährlich samt der Brach- und Stoppelweide der Gemeindekasse 320 M. eintragen, die Pferchnutzung 550 M.; außerdem besitzt sie noch Grundstücke, die jährlich um 150 M. verpachtet werden.

Die Viehzucht (Heilbronner Race) ist nicht ausgedehnt; Farren sind keine aufgestellt. Ein Ortsschäfer läßt im Sommer 200, im Winter 100 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. Schweine werden zum eigenen Bedarf aufgemästet.

Die Fischerei in der Tauber, die auch Steinkrebse führt, ist unbedeutend; das Fischrecht hat die Wittwe Renk aus Rothenburg, die es um 10 M. jährlich verpachtet.

Eine Stiftung, die Ansbacherstiftung, mit 26 Gulden, besteht.


Crainthal, alt Creygental, offenbar zu demselben Personennamen wie Creglingen (s. u.) gehörig, theilte die Schicksale dieser Stadt von Anfang an. Von den 26 Gemeinderechten,

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0480.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)