Seite:OberamtMergentheim0548.jpg

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Nördlich an die Kirche stößt, wie schon oben bemerkt, der noch erhaltene Ostflügel des ehemaligen Klosters, ein langes, mächtiges steinernes Gebäude, jetzt zu Scheunen etc. verwendet; gegen den früheren Kreuzgarten heraus ist an ihm noch ein vermauertes romanisches Portal sammt einigen Fensterarkaden zu bemerken.

Der Begräbnisplatz wurde 1868/69 außerhalb des Orts angelegt. Ein Pfarrhaus war nie vorhanden, der Pfarrer wohnt in Freudenbach. Das östlich von der Kirche stehende Schulhaus, mit dem das Rathhaus vereinigt ist, befindet sich im ehemaligen herrschaftlichen Schlosse.

Außerdem besteht noch ein jetzt in Privathände übergegangenes Schlößchen, ein Armenhaus und ein Schafhaus. Gegen Freudenbach hin stehen am Ort prächtige Lindenbäume.

Gutes, nur bei starkem Regen sich trübendes Trinkwasser spenden hinlänglich 2 laufende Brunnen, wovon einer 1 Kilometer weit hergeleitet wird, und 12 Ziehbrunnen. Eine Wette ist im Ort. Früher bestanden auf der Markung vier nun trocken gelegte Seen, je zwei im „sog. alten See“, zwischen hier und Freudenbach, und zwischen dem Lohrhof und Weidenhof. Die über die Markung fließende Steinach tritt zuweilen schadenbringend aus. Im Bronnenrain, in der Nähe des Orts, fließt eine starke Quelle.

Die Vizinalstraße von Creglingen nach Waldmannshofen geht über hier, dann eine solche von hier nach Freudenbach. Eine steinerne Brücke und zwei hölzerne Stege führen über die Steinach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren, der größte Grundbesitzer hat 170 Morgen, der Mittelmann 50 Morgen, die ärmere Klasse 1/2 Morgen; auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger 45 Morgen. Die Erwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Obstbau und Gewerbe. Zwei Schildwirthschaften und eine Bierbrauerei, zwei Kaufläden, eine Ziegelei und zwei Mühlen, mit je zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, bestehen.

Die ziemlich ausgedehnte Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden; Kalksteinbrüche sind einige vorhanden. Das Klima gehört zu den mittleren, kühle Nächte, kalte Nebel, Stürme kommen öfter vor, Hagelschlag ist selten, Gewitter steigen häufig auf, werden aber vielfach von den nahen Wäldern abgewiesen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0548.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)