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Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand, verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden, Gips und Asche wird neben der Jauche, die theilweise sorgfältiger gesammelt werden dürfte, verwendet. Zum Anbau kommen Roggen, Weizen, Dinkel, Gerste, Haber, Kartoffeln, Klee und Angersen; Flachs und Hanf für den eigenen Bedarf. Der Weinbau hat seit 1876 ganz aufgehört; die Obstzucht ist beträchtlich und im Zunehmen; verschiedene Sorten von Steinobst, Zwetschgen und auch Kirschen gerathen nicht ungern. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, die Wiesen sind zweimähdig, 40 Morgen können bewässert werden.

Weiden sind vorhanden, die sammt der Brach- und Stoppelweide von 13 Bürgern, denen das Weiderecht gehört, benützt werden. Die Gemeinde hat einige Grundstücke, die zur Farrenhaltung und zum Gänsetrieb benützt werden.

Die Rindviehzucht (Heilbronner) ist in gutem Zustand, ein Farre von der Gemeinde aufgestellt, gemästetes Vieh wird nach außen verkauft. Hiesige Bürger lassen 600 Stück Landschafe, die auch im Ort überwintern, auf der Markung laufen. Die Schweinezucht und Schweinemastung bedeutet nicht viel.

Von Stiftungen besteht die Geißendörferische Freischulstiftung, gestiftet im Jahr 1769 von Johann Friedr. Geißendörfer, Klosteramtlicher Bauer in Frauenthal, ursprünglich mit 100 Gulden, jetzt auf über 400 angewachsen; sie wird zu Schulbedürfnissen, namentlich für arme Kinder, verwendet.

In dem südwestlich vom Ort gelegenen Klosterwald findet sich eine schön ausgemauerte runde Wolfsgrube, etwa 10 Fuß tief und weit; eine ähnliche befindet sich auf Creglinger Markung im Walde Bockstall. Auf dem Grubenberg geht ein feuriger Mann.


Das Cisterzienser-Nonnenkloster Frauenthal (= Thal der hl. Maria s. 1247) ist, wie die wenige Jahre zuvor gestiftete Deutschordens-Kommende Mergentheim, eine Stiftung der Herren von Hohenlohe, die auch des Prämonstratenser-Frauenklosters Schäftersheim Schirmvögte und Wohlthäter waren. Die Brüder Gottfried und Konrad v. Hohenlohe gründeten 1232 das neue Kloster und statteten es aus mit Gütern bei Münster, sowie dem Widumsgute der dortigen Pfarrei, deren Erbpatrone sie waren. Es war dem Abt von Bronnbach zur Aufsicht unterstellt. (U. Fr. 13, 143.) 1247 kam das Kloster durch den genannten Gottfried in pfandrechtlichen Besitz zweier Höfe bei Sonderhofen (BA. Ochsenfurt); weiterhin besaß es für längere

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0549.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)