Seite:OberamtMergentheim0631.jpg

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Von den drei Glocken auf dem Thurm hat die größte in altgothischen Majuskeln: Santa Maria. Lucas, Marcus, Johannes, Matheus. J. N. R. J. Magister Albuertus; unten steht Caspar. Melchior. Balthasar. Auf der zweiten Glocke steht auch in altgothischen, fast lateinischen Majuskeln: Cristus vincit. Cristus regnat. Amen. Die dritte Glocke ist inschriftlos. [Schon im Jahr 1411 hat die Kirche drei Glocken.]

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Friedhof wurde 1837 außerhalb des Ortes angelegt, das Pfarrhaus 1748–50 erbaut, das Schulhaus 1841; es ist mit dem Rathhaus vereinigt und enthält auch die Wohnung des Schullehrers.

Zwei Armenhäuser bestehen; ein altes Haus im Ort trägt die Jahreszahl 1594.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 4 laufende, 20 Pump- oder Ziehbrunnen und 4 Schöpfbrunnen; bei der Kirche ist eine herrliche starke Quelle, die wohl den Anlaß zur ersten Ansiedlung gegeben hat; auch die Markung ist quellenreich; überdieß fließen darüber der Rimbach (Herrgottsbach) und der nicht bedeutende Berbach.

Vicinalstraßen führen von hier nach Creglingen und Oberrimbach; 6 steinerne Brücken und 4 hölzerne Stege gehen über die Bäche.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind befriedigend; der größte Grundbesitzer hat 85–90, der Mittelmann 30–40, die ärmere Klasse 15–20 Morgen.

Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Weinbau, auch Erlös aus den Waldarbeiten; die nöthigen Handwerker sind alle vertreten und arbeiten auch nach außen. Zwei Mühlen bestehen, die untere mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, die obere mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, dann eine Sägmühle, eine Bierbrauerei, einige Schenkwirthschaften und zwei Specereiläden.

Die mittelgroße Markung hat einen ziemlich fruchtbaren Boden, neben schwerem Thonboden trifft man viel leichten und hitzigen mit steiniger Unterlage. Das Klima ist mittelmild, die Nächte sind etwas kühl, schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen öfter vor, dagegen ist Hagelschlag selten. Die Steinbrüche liefern nur Kalksteine; früher muß beim Ort ein Töpferofen bestanden haben, man fand vor einigen Jahren Reste von

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0631.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)