Seite:OberamtMergentheim0647.jpg

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Angersen werden in ziemlich großem Maß gebaut, dazu allerlei Arten von Klee, neuerdings sehr häufig der schwedische Klee.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, die Wiesen sind zweimähdig, 20–25 Morgen bewässerbar. Der Weinbau wird mehr nebenher betrieben, in Oberndorf gar nicht. Die Obstzucht, bis jetzt noch unbedeutend, nimmt zu; das Obst, namentlich das Steinobst, geräth nicht gerne; man pflanzt hauptsächlich Bietigheimer Äpfel und Zwetschgen. Ein in Hohenheim geschulter Baumwart ist aufgestellt.

Neubronn besitzt 250, Oberndorf 150 Morgen Wald; das Holz wird an die Bürger vertheilt, jeder erhält durchschnittlich für 11 Mark. Aus eigenen Güterstücken, die verpachtet sind, erlöst die Gemeinde jährlich 40 M.

Eigentliche Pferdezucht findet nicht statt; es sind gegen 30 Pferde hier, der Pflug wird vielfach mit Pferden bespannt. Die Rindviehzucht (Heilbronner) ist in gutem Stand und bildet einen besonderen Erwerbszweig; Neubronn und Oberndorf haben je einen Farren von diesem Schlag aufgestellt. Mastvieh, vorzüglich Rinder, wird ziemlich viel nach außen verkauft.

Im Sommer laufen 650, im Winter 400 Stück Bastardschafe auf der Markung. Schweine werden auch noch zum Verkauf gemästet. Die Geflügelzucht, vorzugsweise mit Gänsen und Hühnern, ist nicht unbedeutend.

Verschiedene kleinere Stiftungen, z. B. zur Austheilung von Wecken am Pfingstmontag an die Schulkinder, sind vorhanden.

Eine Viertelstunde von hier gegen Südosten soll in alter Zeit ein Dorf Namens Degelbronn gestanden haben; es finden sich daselbst noch Mauerreste. Auch bestand bis vor nicht langer Zeit noch der Brauch, neben der gewöhnlichen Kirchweihe die „Degelbronner Kirbe“ zu feiern. –

Ganz in der Nähe von hier am Oberndorfer Weg liegt das Kreuzäckerle, so genannt von einem früher darauf gestandenen Steinkreuz; gegenüber auf der andern Seite des Dorfes am Weikersheimer Weg steht noch heute ein solches, und wird von diesen beiden Kreuzen folgendes erzählt. Unter denselben liegen zwei Männer begraben, die eines Tages mit einander wetteten, wer den andern träfe; es dachte wohl keiner, daß er bei so großer Entfernung vom andern könnte getroffen werden. Sie trafen aber beide nur zu gut und sind an der Stelle, wo sie niederfielen, begraben. – Ein weiteres Steinkreuz, „das Rübenkreuz“, findet sich am Rinderfelder Weg; es soll darunter ein

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 647. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0647.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)