Seite:OberamtMergentheim0673.jpg

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Das Innere enthält eine gothische Madonna mit Kind, in Holz geschnitzt, und eine Spätrenaissancekanzel mit gewundenen Säulen und den vier Evangelisten. Der oben achteckige, in ein spitzes Zeltdach sich endigende Thurm trägt drei Glocken, die größte davon mit der Umschrift: Aus Feur und Flammen bin ich geflossen, durch Nicolaus und Claudi Arnoldt in Dinckelsbühl gegossen w(orden). Anno 1737. Auf der zweiten Glocke steht: bernhart lachaman gos mich 1496. hilf got und maria. Auf der dritten mit einer Art von sich kreuzendem Flechtwerk überspannten Glocke sieht man oben das ABC in altgothischen Majuskeln (um 1280).

Neben der Kirche liegen, von Graben und Wall und wieder einem Graben umgeben, die letzten Trümmer der Burg mit einem verschütteten, etwa 150 Fuß tiefen Zugbrunnen; der zweite (äußere) Graben umschließt auch die Kirche samt dem einst festen mit vielen Denkmälern geschmückten Kirchhof, und zog sich mit samt einem Wall um das ganze Dorf; seine Spuren sind noch nicht ganz verwischt. (Nach einer alten Notiz lag auf dem Friedhof ein alter Grabstein mit dem Wappen derer von Lichtel, einem Hund der ein Hufeisen im Maul hält.) Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Zwei schöne Linden zieren den Ort[1], in dem auch das stattliche, 1840 erbaute, auch von der Gemeinde zu unterhaltende Pfarrhaus steht; im Pfarrgarten liegt ein großer achteckiger altgothischer innen hohler Taufstein, verziert mit einem aus offenen Dreiblättern gebildeten Maßwerk. Zwei Armenhäuser bestehen. Dann ist bemerkenswerth das Gasthaus zum Lamm, ein altes Haus mit alterthümlich schönen steinernen Fenstern im Erdgeschoß.

Wandern wir nun hinaus zum Landthurm; da wo der Weg von Lichtel die von Ober-Rimbach her gegen den Landthurm ziehende Straße kreuzt, steht ein großes Steinkreuz, dabei Trümmer eines Bildstocks, der Landthurm selbst, eine Viertelstunde westlich von Lichtel auf der höchsten Erhebung stehend, ist ein starker aus Buckelsteinen erbauter Thurm mit weitem spitzbogigem für ein Fallgitter eingerichtetem Thorweg. Auf einer Tafel, die gegen innen, gegen das Rothenburger Gebiet angebracht ist, steht:


  1. „Die vor dem Wirthshaus wurde gepflanzt im Jahre 1752 den Samstag vor unserer Kürben“ (Kirchweih).
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 673. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0673.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)