Seite:OberamtMergentheim0681.jpg

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Die dritte Glocke hat die gleiche Verzierung und Umschrift, nur fehlt die Jahreszahl, wie die zweite, und wurde ohne Zweifel gleichzeitig mit ihr gegossen.

Die Kirche besitzt einen alten Abendmahlskelch von Silber und vergoldet, der, wahrscheinlich am Tage der Schlacht von Herbsthausen vergraben, später wieder aufgefunden wurde. – In der 1857 abgebrochenen alten Kirche fanden sich noch um den Altar einige Gräber mit darauf liegenden Grabplatten, in denen man außer den Gerippen nichts fand. Auf einer dieser Grabplatten stand die Jahreszahl MCCC . . . und nach einer in dem 1857 abgebrochenen Altar gefundenen, aus der Zeit der Reformation stammenden Urkunde (jetzt auf dem Rathhaus) wurde die 1258 erbaute Kirche an Mariä Geburt dem h. Bonifacius geweiht. Diese Grabplatten, die leider damals entfernt wurden, gehörten ohne Zweifel dem Ortsadel (s. u.) an. Die Burg der Herrn von Pfitzingen scheint bei der Kirche gestanden zu sein, in deren Nähe man beim Graben häufig auf Spuren von Gebäulichkeiten stößt. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung, in zweiter Linie auf der Kirchengemeinde.

Der Friedhof wurde in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts außerhalb des Ortes angelegt, das Pfarrhaus 1840/41 erbaut, seine Unterhaltungspflicht hat die Stiftung, die subsidiäre der Staat und die Kirchengemeinde je zur Hälfte.

Das Schulhaus, auch für Herrenzimmern, wurde 1824 erbaut und enthält auch die Wohnung des Schulmeisters. Außer der Volksschule besteht noch eine Fortbildungsschule für die Sonntagsschüler.

Als Rathhaus wird ein gemiethetes, sonst nicht bewohntes Lokal benützt. Armenhaus besteht keines, weil keine Arme im Orte sind.

Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende und 32 Pumpbrunnen; in trockenen Sommern entsteht zuweilen Wassermangel; es befindet sich aber in der Nähe des Orts eine Quelle, die nie versiegt. – Ein Feuersee ist angelegt worden. Der Abfluß der Brunnen bildet einen kleinen Bach, der bei Herrenzimmern in den Aspach fließt.

Durch den Ort führen die Vicinalstraße von Niederstetten nach Mergentheim (über Herrenzimmern) und die von Weikersheim nach Adolzhausen, weitere nach Vorbachzimmern und Laudenbach. Ein Bruch mit guten Sandsteinen besteht.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 681. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0681.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)