Seite:OberamtMergentheim0690.jpg

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Wo Gott Diß Hauß nicht bewaren thuett,
so ist Umb sonst des Wechders Huedt.

Anno domini 1588 Hab ich Philips Geyer von Gibelstatt und Reinßb: disen baw Volbracht.

Treten wir in das Innere, so zeigt sich uns ein höchst gefälliger Hallenhof, nur die vierte, die Nordseite, hat eine volle Mauer. Es sind drei Hallengänge übereinander, der unterste gewölbt und mit gebauchten viereckigen Steinpfeilern, im zweiten Stock stehen etwas kanellirte steinerne Säulen mit Blättern an den Knäufen, darüber Aufsätze mit Konsolen, im dritten Stock geschnitzte Holzpfeiler mit hübschem Holzbau. Über einer Spitzbogenthüre der nördlichen Seite: 1562 Albrecht von Biberern.

Über einer andern Thüre (gegen Westen) steht 1552. Dieser westliche Theil erscheint überhaupt bedeutend alt, und hat einen steinernen Abtritt gegen außen; an der Südseite zeigen sich nach außen zwei hübsche spätgothische Sprossenfenster mit je drei abwärts geschlagenen Bögen.

Das ganze Schloß muß gar fest und prächtig gewesen sein, und es gibt besonders auch der jetzt so verwahrloste Hallenhof noch ein Bild von der heiteren Eleganz dieses Edelsitzes.

Das 1759 erbaute Pfarrhaus ist vom Staat zu unterhalten, das 1798 erbaute Schulhaus enthält auch die Wohnung des Schullehrers; außer der Volksschule besteht noch eine Industrieschule. Ein Rathhaus ist nicht vorhanden, dagegen ein Schafhaus.

Sehr gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 2 laufende und 3 Pumpbrunnen; eine Wette liegt mitten im Ort. Die Markung ist nicht reich an Quellen; eine, mit vortrefflichem Wasser, entspringt oberhalb des Orts, im Tauberwasen. Die Steinach fließt über den nördlichen Theil der Markung.

Die Staatsstraße von Creglingen nach Frauenthal berührt die Ortsmarkung; eine steinerne Brücke und ein steinerner Steg gehen über die Schirmbacher Klinge, eine hölzerne Brücke und ein hölzerner Steg über die Steinach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; der größte Grundbesitzer hat 120 Morgen Feld und 10 Morgen Wald, der Mittelmann 60–70 Morgen Feld und 5–6 Morgen Wald, die ärmere Klasse 6 Morgen Feld. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau. Eine Bierbrauerei mit Wirthschaft besteht in Reinsbronn,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 690. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0690.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)