Seite:OberamtMergentheim0704.jpg

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Der Boden ist mittelfruchtbar, das Klima nicht mild, schädliche Frühlingsfröste kommen vor, kalte Nebel wegen der hohen Lage weniger, starke Winde wehen das ganze Jahr über. Die Gewitter sind häufig und sehr heftig. Bei Streichenthal ein Steinbruch mit guten Bausteinen.

Der Zustand der Landwirthschaft ist befriedigend, verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden; über den eigenen Bedarf können noch nach außen verkauft werden 540 Schffl. Dinkel, 600 Schffl. Gerste, gegen 400 Schffl. Haber, 20 Schffl. Weizen und 500 Schffl. Roggen, welch letzterer am besten gedeiht. Der Futterkräuterbau mit Wiesenklee, Luzerne und Esparsette, ist bedeutend, der Wiesenbau ausgedehnt, das Futter gut. Die Wiesen sind z. Th. dreimähdig, 100 Morgen davon können bewässert werden; vom Futtererzeugnis wird noch nach außen verkauft. – Das Obst geräth nicht gern.

Die Gemeinde besitzt 6 Morgen Nadel- und Laubwald, was ihr von Zeit zu Zeit 120 M. einbringt; aus 11/2 Morgen Güter löst sie jährlich 20 M. An die der Gemeinde gehörigen 70 Morgen Weide haben die Bürger das Benützungsrecht, ebenso an die als Äcker und Wiesen benützten Allmanden. – Hohenlohe-Jagstberg besitzt auf hiesiger Markung gegen 370 Morgen Wald.

Die Pferdezucht ist im Zunehmen, etwa 100 Pferde sind in der Gemeinde, die Rindviehzucht so gut als sonst im Bezirk, man hält zwei Farren vom Neckarschlag. Mit Mastvieh besteht ein sehr ausgedehnter Handel. Private lassen Sommers und Winters 1000 Stück Landschafe auf der Markung laufen. Die Geflügelzucht wird ziemlich schwunghaft betrieben, Hühner, Gänse und Eier werden viel verkauft.

Von dem ehemaligen Weiler Wieset (s. auch bei Münster und Oberrimbach) finden sich noch deutliche Spuren der früheren Häuser und der durchgehenden Gasse, im Volk „Hoffährtle“ und „alte Gasse“ genannt; von hier aus geht der „Todtenweg“ über die Markungsgrenze nach Lichtel, wohin Wieset eingepfarrt war.


Rinderfeld hatte, wenn die unten stehenden Regesten 1288–1323 nicht auf Groß-Rinderfeld im bad. BA. Tauberbischofsheim zu beziehen sind, bis ins 14. Jahrhundert neben der Herrschaft Hohenlohe eigenen Ortsadel, der sich um diese Zeit nach Würzburg verlor. Dann kam es von Hohenlohe an

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 704. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0704.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)