Seite:OberamtMergentheim0740.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Altarblatt, aus der fränkischen Schule, leider etwas stark restaurirt; – Maria sitzt mit dem Kinde in herrlicher Landschaft, reichstem Pflanzenwerk, reizvollsten Hintergründen.

Seitenaltäre und Kanzel sind gleichfalls von Meintel. Zwei gemalte Fenster im Chor zeigen in reicher Laubornamentik, links Johannes und Barbara und B. B. 1858, rechts Petrus und Anna, und P. F. K. (Pfarrer Friedrich Kern) 1858. An der rechten Chorwand der Gedenkstein an Georg Michael Renck von Kitzingen, Pfarrer, † 18. Sept. 1719. Thurm und Sakristei haben unten Kreuzgewölbe, ersterer hat spitzbogige gothische gefüllte Schallfenster und ein mit Schiefer gedecktes Zwiebeldach, und drei Glocken. Auf der größten steht: In Honorem S. Georgii et Elisabethae benedicta et fusa est haec campana Herbipoli 1692. Auf der zweiten: Gegossen von Friedrich Klaus in Bütthardt im Jahre 1849. Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango. Auf der dritten Glocke steht in gothischen Minuskeln: bernhart lachaman gos mich. hilf got. 1513.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Bezirksgemeinde. Das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus wurde 1781 vom Deutschmeister erbaut, der Friedhof 1841 erweitert; das Schulhaus, vom Jahr 1817, enthält auch die Lehrerwohnung.

Das sehr stattliche Rathhaus wurde in den dreißiger Jahren als Privathaus erbaut und 1855 angekauft. Ein Armenhaus und ein Schafhaus bestehen.

Kapellen sind in Lillstadt und Lustbronn; die letztere, erbaut 1827, enthält auf dem Altar ein sehr gutes Rococobild, Christus am Kreuz, von Engeln umgeben, in prächtig geschnitzter Rococorahme. Ganz in ihrer Nähe quillt der herrliche Lustbronnen.

Noch ist zu erwähnen das Heiligkreuz, eine schwache halbe Stunde südwestlich vom Ort gelegen. Auf dem höchsten Punkt im tiefsten Walde steht ein großer steinerner Crucifixus, unten das hochmeisterliche Deutschordenswappen und die Jahreszahl 1753. Christus, überlebensgroß, ist sehr schön gearbeitet, mit hochedlem jugendlichem Haupt; dabei stehen drei Kastanienbäume und eine große Buche; berühmte Wallfahrt am Tage der Kreuzerfindung und der Kreuzerhöhung. Viele Erdfälle in der Nähe, und Rieseneichen, die stärkste mit 5,56 m Umfang am Boden, und 4,74 m auf Armshöhe; sie heißt die Königseiche. – Dieses weit von der Welt, mitten im tiefsten stillsten Wald sich erhebende großartige Steinbild des Erlösers mit dem gramvoll

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 740. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0740.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)