Seite:OberamtMergentheim0780.jpg

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Alter hat der vieleckig schließende Chor. Dagegen ist das dreischiffige Langhaus der Kirche noch echt gothisch, mit hohen gefüllten Spitzbogenfenstern und einigen spitzbogigen Eingängen.

Auf dem Ostgiebel ein sehr schönes gothisches Steinkreuz, und ganz unten am Sockel der Nordseite bemerkt man einen romanischen Stein, aus dem zwei Rundbögchen mit dem Lilienornamente, ohne Zweifel vom Rundbogenfries der ursprünglichen Kirche herrührend.

Das ganz gewölbte Innere bildet mit seinen drei gleich hohen Schiffen und dem hohen lichten Chor prächtige Hallen. Die Pfeiler sind achteckig, an ihnen sitzen im Mittelschiff Gurten auf jugendlichen Masken auf und tragen das Netzgewölbe des Mittelschiffes, auf dessen Schlußsteinen die Wappen von Hohenlohe, Weinsberg u. s. w. gemalt sind. In den Seitenschiffen sprengen sich Kreuzgewölbe, der Chor hat ein Sternengewölbe mit dem Hohenlohischen Wappen und der Jahreszahl 1617, dem Jahr der Errichtung des Chors, der auch im Innern die gothischen Formen nachahmt.

Der im Chor aufgestellte große in hübscher Renaissance gefaßte Hochaltar enthält in Öl gemalt als Hauptbild das h. Abendmahl, oben die Auferstehung; zu Seiten des Chors sind in den Thürmen Emporen, im nördlichen für die fürstliche Familie, angebracht.

Die Kirche besitzt verschiedene Grabdenkmale aus alter und neuerer Zeit: im linken Seitenschiff an der Wand das ausdrucksvolle Steinbild eines Ritters, (aus dem Jahr 1403) mit einst vergoldeter und bemalter Rüstung, auf zwei Löwen mit Einem Kopf stehend, schön gearbeitet, Gesicht leider verstümmelt. An den vier Ecken die Wappen von Rechberg, Helfenstein, Wirtemberg und Oettingen. Die Umschrift lautet:

Anno domini M.CCCC. und. in. dem. III. iare. es. an. unser. lieben. frawen. tag. als. sie. geboren, ware. starb. wilhalm. von. un(d zu) rechberg. ritter. dem. got. gnad.

An einem Pfeiler links im Hauptschiff sieht man ein reizendes gothisches Werk aus gebranntem Thon mit Baldachinen und herrlichem Eichenlaub und vier Wappen, Sachsen, Weinsberg, Hohenlohe und Leiningen; inmitten steht, aus Blei getrieben und farbig bemalt, ein Kind. Die wegen Übermalung jetzt schwer zu entziffernde Inschrift lautet:

Do man zalt MCCCCXXXVII (1437) iar starb her heinz herzog zu sachssen der hochgeborn frauwen ellsen, herzogin

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 780. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0780.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)