Seite:OberamtNeresheim0018.jpg

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Forst, um dort den disseitigen Bezirk zu verlassen und in das Oberamt Ellwangen einzugehen.

Von dieser Hauptwasserscheide zweigt eine untergeordnete Wasserscheide zwischen der Egau und Eger beim sog. schönen Stein ab und zieht in südöstlicher Richtung nach Michelfeld, von da eine östliche Richtung annehmend bis auf den Hochberg, hier wendet sie sich gegen Südosten und läuft einige 100 Schritte westlich an Dorfen vorüber bis auf die Höhe des Waldes Buch, wo sie eine östliche Richtung annimmt und diese bis auf die Höhe des Walds Ohrengipfel einhält; hier wendet sie sich gegen Süden und bald wieder nach Südosten, um im Wald Windhau über die Landesgrenze zu führen.


c. Erdfälle und Höhlen.

An Höhlen ist der Bezirk in Vergleichung mit den übrigen Albgegenden nicht reich und überdieß sind die vorhandenen von wenig Bedeutung; sie liegen sämtlich in dem weißen Jura und zwar:

Die Höhle auf dem nordwestlich von Oberdorf sich erhebenden Karstein, von der Größe eines mittleren Zimmers. Der hohle Stein im Kuchener Thal, sie wird schon nach einigen Schritten so niedrig, daß man kriechen muß und ist daher bis jetzt nicht gründlich untersucht. Nach der Sage soll man hier einem Kobold jährlich 2 Gänse geopfert haben, die eine habe er verspeist, die andere aber soll allemal bei Dischingen wieder herausgekommen sein. Das Bollenloch bei Bernlohe, es geht senkrecht in die Tiefe und führt ohne Zweifel zu einer größeren Höhle oder Gebirgsspalte; es ist ziemlich verschüttet und gleicht nun mehr einem Erdfall; an dieselbe knüpfen sich allerlei abenteuerliche Sagen. Der hohle Stein, auch Judengrube, Judenloch genannt, bei Eglingen, an den sich ebenfalls Sagen knüpfen. Eine Höhle bei der Steinmühle an der Egau; sie bildet anfänglich einen etwa 8′ hohen Raum, der gegen 30 Menschen faßt, verengt sich jedoch bald und soll als Spalte noch gegen 100 Schritte lang sein. Eine unbedeutende Höhle bei Hohlenstein, welcher der Ort seinen Namen verdankt. Endlich eine ziemlich große, jedoch noch nicht erforschte Höhle im Wald bei Ballmertshofen.

An Erdfällen oder Erdtrichtern ist das Hochland (Herdtfeld), namentlich soweit dieses den weißen Jura angeht, sehr reich, während sie in der sog. jungen Pfalz seltener in dem Land am Fuß der Alb aber gar nicht vorkommen. Diese trichterförmigen Einsenkungen, deren Entstehungsursache in der vielfältigen Zerklüftung des weißen Jura zu suchen ist, indem die Spalten und Höhlen des Gebirgs von unterirdischen Gewässern allmählich ausgewaschen werden und in Folge dieser Auswaschung ihre Decke stellenweise einbricht, führen daher meist zu Höhlen oder Felsspalten und sind von verschiedener

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0018.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)