Seite:OberamtNeresheim0038.jpg

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steil, daß sie eine namhafte Humusbildung nicht zulassen, indem die Humustheile bei schnellen Schneeabgängen und starken Regengüssen in die Niederungen geschwemmt werden; derartige Abhänge sind daher häufig kulturunfähig und nur für Weide und Wald zu benützen. Auf dem eigentlichen Herdtfelde erscheinen nun weit verbreitet die Zersetzungen des weißen Jura, gemengt mit zahllosen Trümmern des in ganz geringer Tiefe unterlagernden Gesteins, die an vielen Stellen die Oberfläche dermaßen anfüllen, daß man eine vollständige Unfruchtbarkeit des Bodens vermuthen sollte. Dennoch sind es gerade diese Trümmergesteine, welche den vorherrschend gebundenen, häufig mit Eisenoxyd gemengten Thon- und Lehmboden mildern und lockern, indem sie den Zutritt der Luft, und somit den Pflanzenwuchs begünstigen. Ebenso günstig wirken sie auf leichteren Böden, denen sie die Feuchtigkeit mehr erhalten und die sie vor Abschwemmung, in ganz trocknen Jahreszeiten aber vor Wegnahme durch heftige Stürme, schützen. In den Mulden und Einsenkungen ist der Boden meist etwas tiefgründiger und besser, weil er häufig von den höheren Lagen bei Regengüssen etc. weggeführt und an diesen tieferen Stellen wieder abgelagert wird. Zuweilen erscheint ein fruchtbarer Lehm, auch schwarzer humusreicher Boden kommt vor. Im allgemeinen sind die Böden des Herdtfeldes regenbedürftig und liefern in nassen Jahrgängen mehr Ertrag als in trockenen.

Im südöstlichen Theil des Bezirks, namentlich der sogen. jungen Pfalz, treten neben dem weißen Jura hauptsächlich die Zersetzungen der verschiedenen Tertiärschichten auf und bilden hier theils kalkreiche, theils thonige, nicht selten auch sandige Böden, die an vielen Stellen mit Breccientrümmern gemengt sind und im allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren, zum Theil sehr fruchtbaren Boden liefern, namentlich an Stellen wo der Lehm sich geltend macht.

In den Thalebenen, vorzugsweise in den mit fließenden Gewässern versehenen, haben sich Alluvionen, die den Wiesenbau begünstigen, abgelagert, während dieß in den Trockenthälern weniger der Fall ist, vielmehr findet man in denselben, nicht selten durch Wildwasser hergeschwemmte und wieder abgelagerte steinige Böden, die dem Wiesenbau entgegen stehen. (Über die verschiedenen Bodenarten s. auch die Ortsbeschreibungen).


5. Luft und Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse des Bezirks sind sehr verschieden; das Herdtfeld hat wegen seiner hohen und freien Lage ein rauhes, die tiefer gelegenen Gegenden, das Ries und die junge Pfalz dagegen ein weit milderes Klima. Die Winter des Herdtfeldes dauern in der Regel von Oktober oder von Anfang des Novembers bis in den März und April und sind meist mit großen Schneemassen verbunden;

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)