Seite:OberamtNeresheim0039.jpg

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Reifen kommen bis in den Mai hinein vor und richten häufig die Gartengewächse, jüngere Forstkulturen, zuweilen sogar Roggenfluren zu Grunde. Der Mai ist nicht blos kühl, sondern häufig kalt. In den Sommermonaten tritt oft drückende Hitze ein, dabei sind aber die Nächte meist kühl. Im Spätjahr färben sich die Blätter der Bäume um 8–14 Tage früher und im Frühjahr geht der Schnee öfters 3 Wochen später als in den milderen Gegenden des Landes. Auch die Ernte beginnt 8–14 Tage später als im Ries. Auf dem Herdtfeld ist die Luft stets bewegt, häufig stürmisch und einzelne Stellen werden das ganze Jahr hindurch von Winden heimgesucht; vorherrschend sind die West- und Nordwestwinde, was sich an den Straßenbäumen auf dem oberen Herdtfelde leicht wahrnehmen läßt, indem diese sich regelmäßig gegen Osten beugen.

Bedeutend milder sind die klimatischen Verhältnisse im Norden des Bezirks am Fuß der Alb und im Ries, wie auch im Südosten des Bezirks in der jungen Pfalz, wo sie nicht allein den Obstbau, sondern auch den Anbau feinerer Gewächse wie Gurken, Bohnen etc. gestatten, während auf dem eigentlichen Herdtfeld der Obstbau nicht mehr gedeihen will und sich jedenfalls auf ganz rauhe, spätblühende Sorten beschränken muß. Indessen bleiben auch diese milden Gegenden des Bezirks von schädlichen Frühlingsfrösten und kalten Nebeln nicht immer verschont. Starke Nebel sind häufig, sie ziehen meist vom Brenz-, Kocher- und Rems-Thal auf das Herdtfeld, in die junge Pfalz aber von der Donaugegend herauf, während das Ries seine eigenen, selbsterzeugten Nebel hat und sie in die angrenzende Gegend schickt. Thau fällt auf dem Herdtfeld den Sommer über verhältnißmäßig ziemlich viel und bietet einigen Ersatz für die geringe Nachhaltigkeit des Regens.

Die Gewitter ziehen nicht selten an dem Herdtfeld vorüber entweder an die Donau hinab, oder nördlich um das Herdtfeld (Alb) herum in die Riesgegend, so daß im nördlichen Herdtfeld die Wasserscheide zugleich die Wetterscheide bildet. Die sich über den Bezirk entleerenden Gewitter sind nicht selten von Hagel begleitet, so daß in dieser Beziehung unser Bezirk am stärksten im ganzen Jagstkreis heimgesucht wird. Nach einem 25jährigen Durchschnitt von 1828–1852 wurden im Oberamtsbezirk von 100 Morgen der gebauten Fläche jährlich beschädigt 1,223 Morgen, während der Durchschnitt des ganzen Jagstkreises nur 0,483 betrug. Nach einem 10jährigen Durchschnitt von 1843–1852 wurden die Gemeinden Utzmemmingen 3 mal, Trochtelfingen und Ebnat je 4 mal von Hagel beschädigt (s. Württemb. Jahrbücher, Jahrg. 1853. Heft I. S. 161 ff. und 177). Indessen sind die Hagelbeschädigungen ziemlich ungleich und im Durchschnitt im nördlichen Theil des Bezirks am Fuß der Alb häufiger als auf dem Herdtfelde, wo Hagelschlag mehr

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)