Seite:OberamtNeresheim0153.jpg

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Kapitelsorte zugetheilt erhielt 1810; bald aber wurden die sämtlichen Pfarreien des Oberamts dem Kapitel Neresheim zugewiesen, 1817 vollends Waldhausen, Aufhausen, Röttingen, Kerkingen, Izlingen, Dirgenheim, Kirchheim und Pflaumloch. Nur die Filialien von Lauchheim gehören noch zum Dekanat Ellwangen. Ein besonderes Generalvicariat für die Katholiken Württembergs ist 1812 errichtet worden, 1827 das Landesbisthum Rottenburg.

Daß Luther selbst einmal über’s Herdtfeld gekommen sei und in Kösingen gepredigt habe, ist eine Sage, ebenso wahr wie die vom Apostel Paulus.

Die Reformation fand bleibenden Eingang in Bopfingen und seinem Filial Oberdorf; durch die Stadt Nördlingen in Schweindorf und Goldburghausen, durch die Grafen von Oettingen-Oettingen in Trochtelfingen und Dorf Kirchheim; vgl. hinten Pflaumloch. – Graf Ludwig XV. war durch seinen Eifer für die evangelische Sache in des Kaisers [1] Acht gekommen, wurde aber nach dem Passauer Vertrag restituirt und führte nun die Reformation in seinem Lande durch. Er verbot allen seinen Pfarrern das Meßlesen und die papistischen Gottesdienste; sie sollen sich nach der augsburgischen Confession und nach der markgräflichen (ansbachischen) Kirchenordnung halten. Auch das Kloster Neresheim suchte er – als Schirmvogt – zu reformiren und die Mönche zu verdrängen, was jedoch der Kaiser verhinderte 1554.

In dieser Zeit bemühten sich auch die Pfalzgrafen von Neuburg aus in ihrem Lande die Reformation einzuführen und als hohe Obrigkeit über die Rittergüter im südlichen Theil des Oberamts forderte Pfalzgraf Otto Heinrich Einführung seiner Kirchenordnung auch in Dischingen und Trugenhofen 1556. Mit Mühe durften die katholisch gesinnten Gutsbesitzer in Eglingen und Trugenhofen einen katholischen Burgkaplan behalten und auch diesen mußte Herr v. Leonrod 1580 entlassen. Das währte bis zur bekannten pfalz-neuburgischen Antireformation 1616, nachdem der Pfalzgraf selbst zur Förderung seiner jülichischen Erbansprüche wieder katholisch geworden war. Auch die Herrschaft Aufhausen, so weit sie den Herren von Gundelsheim gehörte, war von diesem reformirt worden, bis zum Verkauf an Oettingen-Wallerstein.

Während des 30jährigen Kriegs setzte Bopfingen als Patron nach Dirgenheim einen evangelischen Geistlichen 1632–34, und als der schwedische General von Hofkirchen die Grafschaft Wallerstein und Kloster Neresheim von der Krone Schweden bekommen hatte – 1632–33, befahl er Abschaffung des katholischen Cultus


  1. Dieser berief die Ritter des Kocherviertels im Februar 1549 nach Gmünd, um über die Kaiserl. Declaration und das Interim zu verhandeln.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)