Seite:OberamtNeresheim0189.jpg

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später genannt und daher mag auch ein Seldengut des Spitals Nördlingen kommen, 1576 ans Kl. Neresheim vertauscht. Dieses erwarb nach und nach den größten Theil des Orts (z. B. 1339 auch die Hube eines Konrad der Taube), welches 1568 um 3000 fl. an den Bischof von Augsburg verpfändet wurde. Blos die Herrschaft Heidenheim hatte noch Hintersaßen und die Deutschordens-Kommende Kapfenburg besaß Rechte und Gülten, 1471 vom Kl. Lorch erworben. Das Kastenamt Flochberg bezog in A. etliche Heiligengefälle, welche auch blieben, als 1764 der Fürst von Oettingen seine Obrigkeit und alle seine Rechte und Einkünfte zu A. ans Kl. Neresheim abtrat. Der Abt machte nun Anordnungen „zu Anrichtung einer bessern Wirthschaft der Gemeinde“, diese aber argwöhnte darin Anschläge, ihr das Ihrige zu entziehen und so entstand 1777 ein förmlicher Aufruhr. Die Unzufriedenen kamen in einem Hause zusammen, das Württemberg gült- und vogtbar war, erklärten den klösterlichen Schultheißen und Bürgermeister für abgesetzt und stellten aus ihrer Mitte zwei Bürgermeister auf, drohten auch, einen andern Schutzherrn zu suchen, Oettingen-Wallerstein. Gütliches Zureden und Gefängnißstrafen halfen nichts, sondern die Unzufriedenen klagten jetzt beim Reichskammergericht. Vor einer militärischen Besatzung flohen die Gravirtesten in die Stadt Neresheim, und statt daß Oettingen dem Auslieferungsbegehren entsprochen hätte, postirte er auf dem Hohenstatter Hof selber auch Militär, was die Unzufriedenen ermuthigte. Kein Wunder so, wenn das Kloster glaubte, die wallersteinschen Beamten stecken hinter der Empörung und ebendeßwegen eine Brochüre drucken ließ gegen „diese Praktiken“ 1779. Fortgesetzte Strafen, Gefängniß und Zuchthaus machten endlich Ruhe, bald nachher aber brachen die Schrecken des Kriegs herein.

A., welches auch im 30jährigen Krieg vieles gelitten hatte, wurde von der Schlacht bei Neresheim 1796, 11. August, berührt und bei einem Rückzugsgefecht der Österreicher gegen die Franzosen 1800, 23. Juni, sollen bei 60 Kanonenkugeln ins Dorf gefallen sein.

Das Patronatrecht der Kirche besaß das Kloster Ellwangen und von ihm trugen es die Grafen von Oettingen zu Lehen, machten es aber 1274 frei und schenkten es dem Kloster Neresheim, dem 1300 der Bischof die Incorporation gestattete. Es bestand auch eine Frühmesse, deren Inhaber 1525 das Evangelium predigte und sich den Bauern anschloß.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Steinweiler, liegt 1/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort in einem Trockenthälchen des Herdtfeldes, das 1/4 Stunde unterhalb des Orts in das Kuchener Thal einzieht. Durch den nicht großen Ort führt die Neresheim–Heidenheimer Landstraße, an der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)