Seite:OberamtNeresheim0283.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Obstzucht ist gerade nicht bedeutend, jedoch im Zunehmen begriffen und wird mit Fleiß gepflegt; es gedeihen hauptsächlich späte Birnsorten und Zwetschgen. In ganz günstigen Jahrgängen können etwa 200 Simri Birnen nach außen verkauft werden.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide wird an einen fremden Schäfer, der den Sommer über gegen 1000 Stück Bastardschafe auf ihr laufen läßt, um 1000 fl. jährlich verpachtet. Die Pachtsumme, wie auch der Erlös aus der Pferchnutzung wird unter 138 weideberechtigte Bürger vertheilt; ebenso in Affalterwang, in Niesitz aber an die Gemeinde. Gemeindewaldungen und Gemeindegüter sind keine vorhanden.

Die mit Simmenthaler- und Limpurgerrace sich beschäftigende Rindviehzucht wird gut betrieben und durch 3 Farren von gleicher Race (einer im Ort und zwei auf der fürstlich Thurn und Taxis’schen Domäne Diepertsbuch) nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh, namentlich in das Unterland, ist nicht unbedeutend.

Von Geflügel werden hauptsächlich Gänse gezogen, die vielfältig zum Verkauf, besonders in das Kocherthal, kommen. Auch die Bienenzucht ist im Zunehmen; Honig wird nach außen abgesetzt.

Über die Markung führt unter der Benennung „grasiger Weg“ eine Römerstraße, die wahrscheinlich als eine Verlängerung der Römerstraße von Faimingen an Hohenmemmingen u. s. w. vorbei über Niesitz und Ebnat nach Aalen lief. Südlich vom Ort auf dem sog. Rosengarten sollen Gebäude gestanden sein, ob sie römischen oder spätern Ursprungs waren, läßt sich nicht mehr erörtern. In den sog. Badsäulen nahe (nördlich) bei Niesitz befinden sich 15 altgermanische Grabhügel, von denen durch den Neresh. Alterthumsverein einige geöffnet wurden. In einem derselben fanden sich drei Steinkränze, der innere mantelartig, viele Bruchstücke z. Th. schöngeformter Vasen, außen roth, innen schwärzlich, und eine Schale von Bronce mit Handhabe; er enthielt ferner eine kleine Urne mit etwas Asche und zwei Armringe von Bronce. Ein zweiter enthielt einen Steinkranz, Bruchstücke verschiedener z. Th. großer Urnen, und ein kleines schwärzliches (erhaltenes) Thongefäß mit runder Handhabe.

Der dritte enthielt einen Steinkranz, einen eisernen Reitzaum und 19 durchlöcherte Broncekugeln, Reste eines Halsschmuckes, eine röthliche Urne, zwei mittelgroße schwarzbraune und ein eisernes Messer. Ein vierter enthielt keinen Steinkranz, aber ein mittelkleines schwarzbraunes Gefäß ohne Handhabe. Ein anderer schon früher geöffneter enthielt eine kleine Urne mit etwas Asche und zwei Armringe von Bronce. Südwestlich von Niesitz liegt im sog. Dachsbau ein 8′ hoher, 70′ im Durchmesser haltender Hügel, in dem sich Bruchstücke von Vasen fanden. Ebenso liegen in Ebnat selbst einige Grabhügel und einer westlich vom Ort auf der Oberamtsgrenze, auch bei Diepertsbuch sind 3 vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)