Seite:OberamtNeresheim0288.jpg

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Feldbau und Viehzucht; alle die gewöhnlichen Gewerbe sind nebenher vertreten; die hiesigen Maurer arbeiten auch nach außen. Manches Verdienst liefert auch ein im Trachyt-Tuff angelegter Steinbruch, dessen Steine zu feuerfesten Backöfen verwendet und weithin, auch in’s Bayerische, verschickt werden. Lehm-, Töpferthon-, Sand- und Kiesgruben sind ebenfalls vorhanden.

Schildwirthschaften bestehen zwei, ferner eine Bierbrauerei, dann vier Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen; einen großen Theil der Markung besitzt der Fürst von Thurn und Taxis, nämlich 1130 Morgen Feld und Wald. Der vermöglichste Bürger hat 40, der Mittelmann 6–8 Morgen Feld.

Die flachhügelige, von leicht eingefurchten Thälchen und Mulden vielfältig durchzogene, mittelgroße Markung hat einen ziemlich fruchtbaren Boden, der größtentheils aus Lehm, untergeordnet aus Thon und Sand, im allgemeinen aus den Zersetzungen von Tertiärbildungen besteht; der Boden ist an vielen Stellen naßkalt, dem man aber durch Trockenlegen zu begegnen sucht.

Das Klima ist ziemlich rauh und feinere Gewächse gedeihen nicht; kalte Nebel, Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen nicht selten vor. Mit Anwendung des verbesserten eisernen Pflugs wird die Landwirthschaft recht gut und fleißig betrieben; von den Getreidearten gedeihen Dinkel, Haber, Gerste und Roggen, besonders in etwas trockenen Jahrgängen. In der Brache baut man Kartoffeln, viel dreiblättrigen Klee und Wicken, ferner Rüben, etwas Reps und ziemlich Flachs. Über das eigene Bedürfniß können jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Gerste, 100 Scheffel Haber und 25 Scheffel Roggen nach außen verkauft werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter, das alles im Ort verbraucht wird. Die nicht bedeutende, jedoch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Kernobstsorten und Zwetschgen und erlaubt nur in ganz günstigen Jahrgängen einen kleinen Verkauf nach außen.

Gemeinde-Waldungen sind nur 16 Morgen vorhanden. Die vorhandenen Allmanden werden nebst der Brach- und Stoppelweide an fremde Schäfer verpachtet, die den Sommer über bis 500 Stücke Bastarde laufen lassen; der Schafweidepacht mit 6–700 fl. fließt in die Gemeindekasse, während die Pferchnutzung den 86 berechtigten Bürgern gehört, die überdieß noch einen Gemeinderechtstheil von je über zwei Morgen zur Benützung haben.

Neben einer unbedeutenden Pferdezucht befindet sich die Rindviehzucht in ganz gutem Zustande; man züchtet eine Kreuzung von Limpurger- und Simmenthalerrace und hat zur Nachzucht 2 Farren aufgestellt. Eigentlicher Viehhandel wird nicht getrieben und nur das entbehrlich gewordene Vieh kommt auf benachbarten Märkten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)