Seite:OberamtNeresheim0333.jpg

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baut von den Getreidearten Dinkel, Haber, Gerste und Roggen, ferner sehr viel Kartoffeln, die ganz gut gedeihen (der Morgen erträgt 100 Simri), Rüben, viel dreiblättrigen Klee, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen, ziemlich Flachs und nur wenig Hanf. Getreidefrüchte, namentlich Gerste, wird viel nach außen abgesetzt. Der nicht sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert meist ein mittelmäßiges, theilweise saures Futter. Von geringer Bedeutung ist die mit rauhen Sorten sich beschäftigende Obstzucht; der Obstertrag reicht nicht für das örtliche Bedürfniß.

Die Gemeinde besitzt keine Waldungen.

Eigentliche Weiden sind 50 Morgen vorhanden; sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der 400 Stück Bastarde laufen läßt, um 6–700 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse etwa 250 fl. jährlich ein.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von wenig Belang, dagegen die des Rindviehs gut; man hält die Rieserrace und hat zur Nachzucht zwei Farren aufgestellt; einiger Handel mit Vieh wird getrieben, auch besteht im Ort eine Käserei, an welche die entbehrliche Milch abgesetzt wird.

Mit den im Ort gezogenen Gänsen wird ein bedeutender Handel getrieben.

An Stiftungen sind gegen 6000 fl. vorhanden; unter denen ist eine Armenstiftung, deren Zinse jährlich 20 fl. betragen.

Auf den sog. Hofstätten zunächst (südlich) der Kirche, wo drei dazu gehörige Güterstücke zehentfrei waren, stand das Schloß des ehemaligen Ortsadels; es war ein sog. Wasserschloß, mit einem im Viereck angelegten Wassergraben und ohne Zweifel auf eine ursprüngliche römische Befestigung (Kastell) gegründet, wofür nicht allein die Lage, sondern auch die an dieser Stelle vorbeiführende, von Bopfingen herkommende Römerstraße (hier Heerweg, Fremdenweg genannt) entschieden spricht. Auch wurden daselbst schon öfters römische Münzen gefunden.

Auf der Bürg (südlich von der Kirche) saß hier 1272–83 Ulricus de Kerkingen; später lebte ein Konrad von K. und 1378 Heinz von Kärkingen. Damals saß aber zu Kerkingen ein Zweig der Ainkürne, ritterliche Patricier von Nördlingen: 1364 Heinrich Ainkürns von Kerkingen Wittwe mit ihren Söhnen Conrad und Heinrich und 1374 erscheint Ulrich v. Pflugsdorf, Kolner gen., zu Kerkingen gesessen. Mitbegütert scheinen besonders die Jaggen von Sechtenhausen gewesen zu sein, weil 1336 Syfried der Scharmeister, Gemahl der Adelheid Jaggin, ein Lehen zu Kerkingen samt den Kirchsatz und allen seinen Rechten zu Kerkingen verkauft hat um 320 Pfd. Heller an Oettingen. Auch die ritterliche Familie der Gußregen war betheiligt; 1359 heißt Gotbold der Gußregen zu Kerkingen ges. und 1448 besaß Jörg Gußregen 2 Höfe und 2 Selden, als Reichslehen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)