Seite:OberamtNeresheim0346.jpg

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1000 fl. sichert; überdieß bezieht die Gemeinde aus kultivirten Allmandtheilen jährlich ein Pachtgeld von 4–500 fl. Auf den zur fürstlichen Domäne gehörigen Weiden läßt der Pächter 600 Stücke laufen.

In gutem Zustande befindet sich die mit Rieser- und Limpurgerrace sich beschäftigende Rindviehzucht, namentlich hat der Domänenpächter einen schönen Viehstand von 100 Stücken (Kreuzung von Triesdorfer und Simmenthaler) und 10 Pferde aufgestellt; der Handel mit Vieh ist beträchtlich. Eine Käserei betreibt der fürstliche Pächter.

Die Schweinezucht wird stark betrieben.

Die Geflügelzucht, namentlich die der Gänse, ist sehr beträchtlich; mehrere Bauern ziehen 30–50 Stücke auf und treiben namhaften Handel damit. Auch Hühner, junge Hahnen, Tauben etc. werden verkauft.

An Kapitalien besitzt die evangelische Stiftungspflege 480 fl., die katholische Kultusstiftung 3200 fl.; ferner besteht eine Stiftung für Armenzwecke mit 3200 fl.

Die Vermuthung, daß die Römer auch bei Kirchheim sich angesiedelt haben, hat sich durch die neueste Entdeckung genügend bestätigt; der Verfasser fand nämlich in dem Fundament des südöstlichen Strebepfeilers an der evangelischen Gottesackerkirche einen, leider nicht ganz vollständigen römischen Denkstein.

Die Inschrift ist mit einer Rahme auf 3 Seiten umfaßt, die vierte Seite ist abgeschlagen, dennoch beträgt die Länge des Steins noch 2′ 8″, seine Höhe 3′ 7″ und seine Dicke 2′ 5″. Da nun die Langseite theilweise abgeschlagen ist, so läßt sich vermuthen, daß die Inschrifttafel des Steins ursprünglich ein Quadrat bildete.

Noch zu entziffern ist:

. AD. M.
. ARCVS .
. ERIALIS . .
. ETAMMA . .
. ONIS . ATIVI
. . . . . . . . . . .

Ohne Zweifel die Namen des Gestorbenen und des Widmenden.

Der Stein befindet sich jetzt im K. Antiquarium zu Stuttgart. Ohne Zweifel stand auf diesem Punkt, von dem man die herrlichste Aussicht über die weite Riesebene genießt, ein römischer Tempel oder irgend ein römisches Bauwerk, an dessen Stelle später die jetzige uralte Kirche erbaut wurde, und wozu man alsdann die aufgefundenen Reste des römischen Bauwerks benützte.

Der am Chor der Klosterkirche eingemauerte Widderkopf scheint ebenfalls römischen Ursprungs zu sein.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)