Seite:OberamtNeresheim0353.jpg

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1552 dieses Bestreben wieder auf und ohne weitere Verhinderung im Dorfe K., wo vollends sein Sohn Ludwig XVI. das evangelische Kirchenwesen organisirte und die überflüssig gewordenen Meßpfründen abschaffte. Das zum beneficium St. Martini gehörige Pfründhaus wurde 1686 an den Bader in K. verkauft.

Während des 30jährigen Kriegs ließ, nach den Siegen des Kaisers, der katholische Graf Joh. Albrecht von Oettingen-Wallerstein dem evangelischen Pfarrer befehlen den 29. Oktober, in 24 Stunden den Ort zu verlassen, der wieder katholisch werden soll. Die Schweden setzten abermals einen evangelischen Geistlichen ein und Gustav Adolf schenkte das Kloster samt dem Dorf und Wemdingen dem tapfern Obrist Sperreuter. Auch nach der Nördlinger Schlacht blieb der evangelische Kultus erhalten und wurde durch den Frieden gesichert, gemäß dem Stande von 1624, wo nur das Kloster ein katholisches Privatexercitium besessen hatte. Dennoch bestrebte sich dieses, seine Güter mit katholischen Familien zu besetzen und diese durch die Klostergeistlichen pastoriren zu lassen. Die hierüber entstandenen Zwistigkeiten wurden durch einen Vertrag geschlichtet 1694, wodurch der evangelische Pfarrer der parochus loci blieb und seine jura stolae behielt, die vorhandenen Katholiken aber in der Stille von den Klostergeistlichen versehen werden durften. Die katholischen Einwohner auch müssen die evangelischen Feiertage beobachten, doch nur im Dorfe, nicht auf dem Feld. Wie viele Häuser zu Kirchheim, Jagstheim und Osterholz mit Katholiken besetzt werden dürfen, wird genau festgestellt u. dgl.

Nach dem Aussterben der evangelischen Linie von Oettingen entwickelten sich allmählig in den evangelischen Gemeinden allerlei Klagen über Religionsbeeinträchtigung und ungesetzliche Begünstigung der Katholiken, so daß es zu Klagen beim Kaiser kam, vgl. VII, 2.

Nachdem Oettingen-Wallerstein 1802–03 auch das Kloster bekommen hatte, wurde – unter Protestation der Evangelischen – öffentliches katholisches Religionsexercitium eingeführt 1805, was auch die Unterwerfung unter Bayern und Württemberg 1810 nicht mehr änderte.

Den katholischen Gottesdienst hatten zuletzt drei Patres von Mönchsdeggingen versehen, dann wurde eine eigene katholische Gemeindepfarrei gegründet und von der Staatsregierung anerkannt, jedoch zuerst von einem Pfarrverweser versehen.

Eine Filialkapelle unserer l. Frau stand jedenfalls vor 1399 schon zu Jagstheim, denn in diesem Jahr empfahlen die Grafen von Oettingen die Sammelboten, welche Mittel zur Stiftung einer ewigen Messe in der Kapelle zusammenbringen sollten; z. B. 1400 und 1413 wurden Güter gekauft, 1408 die Messe vom Kloster bestätigt

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)